Himmlische Rettung: Vor 700 Jahren retteten tatäschlich zwei Wirbelstürme Japan vor einer Mongolen-Invasion. Sediment-Bohrkerne belegen nun, dass die Überlieferung von den „göttlichen Winden“ auf wahren Ereignissen beruht. Demnach lenkten Strömungen im 13. Jahrhundert besonders häufig Taifune nach Japan – und zwei davon kamen gerade rechtzeitig, um die Flotte Kublai Khans zu versenken.
Im späten 13. Jahrhundert entging Japan zweimal nur knapp einer Invasion. Der Mongolenkaiser Kublai Khan bot 1274 die größte Armada seiner Zeit auf, um das Inselreich zu erobern. Mit rund tausend Kriegsschiffen lag seine Flotte vor der Insel Kyushu. Doch dann kam Japan der „göttliche Wind“ – japanisch Kamikaze – zu Hilfe: Ein Taifun vernichtete einen Großteil der Schiffe Kublai Khans – so zumindest berichtet es die Überlieferung.
Im Jahr 1281 wiederholte sich das Geschehen: Wieder griff der Mongolenkaiser mit einer Armada von Schiffen an – und wieder zerstörte ein Taifun die Flotte. Der „Kamikaze – der göttliche Wind“ hatte Japan erneut gerettet. Lange Zeit galt das Land daher als „von Göttern beschützt“ und damit quasi uneinnehmbar. Aber was ist dran an dieser Überlieferung?
Spurensuche in See-Sedimenten
Gab es die legendären Taifune und richteten sie wirklich so viel Schaden unter den Angreifern an? „Die historischen Berichte neigen oft zu Übertreibungen, zudem bleiben einige Fragen zur Existenz und Intensität dieser Taifune offen“, erklären J.D. Woodruff von der University of Massachusetts in Amherst und seine Kollegen. Um diese Fragen zu klären, haben sie Sedimentbohrkerne aus einem küstennahen See auf der Insel Kyushu untersucht.
Der See liegt nahe der Bucht, vor der die Flotte Kublai Khans gesunken sein soll. Waren wirklich Taifune daran schuld, dann müssten sich in den Ablagerungen aus jener Zeit charakteristische Hinweise auf Stürme finden. Anhand der Bohrkerne rekonstruierten die Forscher daher die Sturmereignisse der Zeit von etwa 250 vor Christus bis zum Jahr 1600.
Die Kamikaze-Taifune gab es wirklich
Und tatsächlich: In den Sedimenten aus dem 13. Jahrhundert stießen die Wissenschaftler auf Indizien für zwei starke Stürme. In den Ablagerungen fanden sich in diesen Zeiten ungewöhnliche viele Relikte von Meeresbewohnern und marinen Sedimenten – ein Zeichen dafür, dass ein Taifun eine Überschwemmung verursachte, die Meerwasser bis in den See schwemmte. „Diese Ablagerungen stammen zeitlich gut mit den Kamikaze-Taifunen überein und bezeugen auch ihre hohe Intensität“, sagt Woodruff.
Die Rekonstruktion ergab auch, dass starke Taifune in der damaligen Zeit deutlich häufiger vorkamen als heute. „Der Grund dafür waren eine stärkere El Nino-Aktivität und Luftströmungen, die die Stürme häufiger nach Japan lenkten“, erklären die Forscher. Dadurch kam es auf dene japanischen Inseln immer wieder zu Sturmfluten wie jenen, die den Mongolenkaiser in die Flucht schlugen.
In gewisser Weise war Japan demnach damals tatsächlich durch die „göttlichen Winde“ geschützt – allerdings auf Kosten der japanischen Küstenbewohner. Dennoch spricht dies dafür, dass die historische Überlieferung in diesem Fall wohl nicht übertrieben hat. „Dies Ereignisse könnten eines der frühesten historischen Beispiele dafür sein, wie der Verlauf einer bedeutenden geopolitischen Grenze durch Extremwetter geprägt wurde“, konstatiert Woodruff. (Geology, 2014; doi: 10.1130/G36209.1)
(Geological Society of America, 30.12.2014 – NPO)