Latente Bedrohung: Der Supervulkan Campi Flegrei bei Neapel ist aktiv – und scheint häufiger große Eruptionen zu verursachen als bisher gedacht. Denn Geologen haben einen bislang rätselhaften Ausbruch vor 29.000 Jahren nun auch diesem Vulkan zugeordnet. Damals ging Asche über mehr als 150.000 Quadratkilometer des Mittelmeerraumes nieder. Die Ausbruchs-Intervalle des Supervulkans verkürzen sich damit deutlich.
Unter den Campi Flegrei bei Neapel schlummert einer der größten Supervulkan Europas. Auf einer Fläche von rund 150 Quadratkilometern zeugen heiße Quellen und Gasaustritte davon, dass dieser Vulkan aktiv ist. Bei seinem stärksten bekannten Ausbruch vor rund 40.000 Jahren schleuderte er Asche bis nach Russland, vor rund 15.000 Jahren folgte eine zweite, etwas schwächere Super-Eruption. Dazwischen schien weitgehend Ruhe geherrscht zu haben – so dachte man bisher.
Rätsel um Aschenschicht
Doch das erweist sich nun als Trugschluss. Denn wie Paul Albert von der University of Oxford und sein Team feststellten, sind die Campi Flegrei auch zwischen diesen beiden großen Eruptionen noch einmal ausgebrochen. Ausgangspunkt ihrer Studie war eine schon seit längerem bekannte Aschen- und Tuffschicht, die sich in vielen Meeres- und Seesedimenten des Mittelmeerraums nachweisen lässt.
„Diese vulkanische Ascheschicht, Y-3-Tephra genannt, bedeckte mehr als 150.0000 Quadratkilometer des Mittelmeerraums“, berichten Albert und sein Team. Datierungen zufolge wurde diese Asche vor rund 29.000 Jahren abgelagert. Doch von welchem Vulkan diese Eruptionsspuren stammten, war bislang unbekannt. Zwar ergaben Analysen von Gesteinsglas gewisse Ähnlichkeiten mit dem Auswurf der Phlegräischen Felder, im Umfeld des Supervulkans schienen aber Indizien für eine Eruption zu fehlen.
Eruptions-Indizien an den Campi Flegrei
Jetzt aber haben die Forscher diese Indizien entdeckt. Bei einer Bohrung in Neapel und in einer Gesteinsformation rund fünf Kilometer nordöstlich der Campi-Flegrei-Caldera stießen sie auf vulkanisches Glas, das in Alter und chemischer Zusammensetzung dem Gesteinsglas der Y-3-Ablagerungen entspricht. Auch die Dicke dieses Masseria del Monte Tuffs deuten auf eine starke Eruption hin.
„Die Verteilung und das Volumen der Ablagerungen sprechen dafür, dass der Masseria del Monte Tuff aus einem Ausbruch der Stärke 6,6 stammt“, berichten Albert und seine Kollegen. Diese Eruption der Phlegräischen Felder vor rund 29.000 Jahren sei damit etwa genau stark gewesen wie der Ausbruch vor rund 15.000 Jahren. Ähnlich wie bei diesem ließ der Supervulkan Asche und Tephra über den halben Mittelmeerraum niedergehen.
Verkürzte Ausbruchs-Intervalle
Damit scheint klar, dass dieser Supervulkan offenbar doch häufiger große Eruptionen produziert hat als bislang angenommen. Statt nur zweimal in den letzten 40.000 Jahren hat er dreimal enorme Mengen an Asche und anderen vulkanischen Materialien ausgeschleudert. Wichtig ist dieses Wissen um die Ausbruchs-Intervalle auch deshalb, weil die Campi Flegrei in einer der am dichtesten bevölkerten Regionen Europas liegen – und noch aktiv sind. Würde sich eine solche Supervulkan-Eruption heute wieder ereignen, wären Millionen Menschen in Gefahr.
Von Bedeutung sind die neuen Erkenntnisse auch deshalb, weil der Supervulkan Anzeichen für ein erneutes Erwachen zeigt. So hat sich in den letzten Jahren der Gasausstoß der Phlegräischen Felder erhöht und auch das Magma zeigt Veränderungen, wie sie in ähnlicher Form vor den letzten großen Caldera-Ausbrüchen auftraten. (Geology, 2019; doi: 10.1130/G45805.1)
Quelle: Geological Society of America