Im Jahr 1257 hinterließ ein gewaltiger Vulkanausbruch weltweite Spuren. Welcher Vulkan aber dafür verantwortlich war, blieb ein Rätsel. Jetzt haben Forscher den Schuldigen gefunden: auf der indonesischen Insel Lombok. Ihre Untersuchung enthüllt nicht nur, dass der Vulkan Samalas damals tatsächlich ausbrach. Seine Eruption könnte sogar eine der heftigsten des gesamten Holozäns gewesen sein. Möglicherweise liegt noch heute unter seinen Aschenablagerungen eine ganze Stadt verborgen – ein Pompeji des Fernen Ostens.
Das Jahr 1258 war ein Jahr ohne Sommer: Es war ungewöhnlich nasskalt und in vielen Gegenden gab es Missernten, wie mittelalterliche Chronisten berichten. Geoforscher schließen daraus, dass es in diesem oder dem vorhergehenden Jahr einen Vulkanausbruch gegeben haben muss, dessen Asche und Aerosole sich wie ein Schleier in der Atmosphäre sammelten und so zur Klimaabkühlung führten. Tatsächlich entdeckte man in der entsprechenden Schicht von Eisbohrkernen Aschespuren, die auf eine gewaltige Eruption zu dieser Zeit hindeuten.
Aus den Spuren ging hervor, dass es sich sogar um einen der stärksten Vulkanausbrüche der letzten 7.000 Jahre gehandelt haben musste. Die Eruption setzte zehn Mal mehr Schwefel in die Atmosphäre frei als beim Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883. Aber welcher Vulkan war schuld an dieser Eruption? Als mögliche Kandidaten wurden drei Vulkane gehandelt: der Okataina in Neuseeland, der El Chichón in Mexiko und der Quilotoa in Ecuador. Doch keiner der Ausbrüche dieser Feuerberge passte zu dem Ausmaß, der Zeit und den geochemischen Eigenschaften der Eruptionsspuren in den Eisbohrkernen.
Bericht auf Palmblättern
Wer aber war es dann? Ein internationales Forscherteam um Franck Lavigne von der Universität Paris hat nun einen neuen Verdächtigen für den mysteriösen Ausbruch ausfindig gemacht: den Feuerberg Samalas auf der indonesischen Insel Lombok. Eine 8,5 Kilometer breite und 800 Meter tiefe Caldera kündet heute noch von der explosiven Vergangenheit dieses Vulkans. Den ersten Hinweis erhielten die Forscher aus einem historischen Text, geschrieben in Alt-Javanisch auf Palmblättern. In diesem sogenannten Babad Lombok ist die Rede von einem katastrophalen Vulkanausbruch, der einen gewaltigen Krater aufriss.