Geologisches Rätsel: In den kalifornischen San Bernardino Mountains stehen einige Felsbrocken seit Jahrtausenden buchstäblich auf der Kippe. Doch trotz aller Erdbeben in dieser Region sind diese balancierenden Felsen stabil geblieben – und das, obwohl die San Andreas Verwerfung nur wenige Kilometer entfernt liegt. Warum sie nicht schon längst durch starke Erdstöße gefallen sind, haben Seismologen nun untersucht – und Überraschendes entdeckt.
Sie scheinen der Schwerkraft zu trotzen: In vielen Gegenden der Welt gibt es sogenannte prekär balancierende Felsen – tonnenschwere Gesteinsbrocken, die kippelig auf der Spitze stehen oder nur durch winzige Unebenheiten auf einer schiefen Ebene gehalten werden. Doch normalerweise ist die Lebensdauer solcher Felsen endlich, weil irgendwann die Erosion ihren Halt abträgt oder ein Erdbeben sie von ihrem luftigen Platz herunterrüttelt.
Mitten im Bebengebiet
Umso rätselhafter sind die balancierenden Felsen in den westlichen San Bernardino Mountains in Kalifornien. Die riesigen Granitbrocken halten seit mehr als 10.000 Jahren scheinbar ungerührt ihre Balance, obwohl sie mitten in einem der aktivsten Erdbebengebiete der USA liegen. „Es ist ein echtes wissenschaftliches Rätsel“, sagt Lisa Grant Ludwig von der University of California in Irvine. „Wie kann es diese Felsen direkt neben der San Andreas Verwerfung geben?“
Einige dieser Balancekünstler liegen nur rund zehn Kilometer von der San Andreas und der benachbarten San Jacinto Verwerfung entfernt im Grass Valley und am Silverwood Lake. „Angesichts ihres Alters von gut 10.000 Jahren müssten diese Brocken daher die Erschütterungen von mindestens 50 bis 100 starken, die Oberfläche einreißenden Beben miterlebt haben“, so die Forscher. Auf der Suche nach den Ursachen ihrer mysteriösen Stabilität haben sie die Stabilität von 36 dieser Felsen genauer untersucht.