Der vor rund 120 Millionen Jahren lebende Raubsaurier Microraptor trug wahrscheinlich ein schillernd schwarzes Federkleid – ähnlich dem der heutigen Raben. Das zeigt die Analyse von Federabdrücken eines in China ausgegrabenen Microraptor-Fossils. Wie bei dem schillernden Gefieder vieler Vögel waren auch die länglichen Pigmentkörnchen in den Federn des Dinosauriers in regelmäßigen Reihen angeordnet.
Dieses Muster bricht das Licht auf spezielle Weise und erzeugt so das Schillern. Das Microraptor-Fossil aus der Kreidezeit sei damit der früheste bekannte Beleg für diese Art der Strukturfarbe, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Science“.
Taubengroßer Raubsaurier
„Unsere Untersuchung gibt uns einen einzigartigen Einblick darin, wie der Microraptor einst aussah“, sagt Mark Norell, Mitautor der Studie vom American Museum of Natural History in New York. Bekannt war bisher bereits, dass der nur etwa taubengroße Raubsaurier neben den beiden vorderen Flügeln auch flügelähnliche Federn an den Hinterbeinen besaß. Jetzt kenne man auch die Farbe und genauere Form des Gefieders.
Die gut erhaltenen Federabdrücke des Microraptor-Fossils zeigen auch, dass der Schwanz des Microraptors nicht breit und fächerförmig ausgezogen war, wie bisher angenommen. „Stattdessen ist der Schwanz viel schmaler, mit zwei langen Mittelfedern“, schreiben Quanguo Li vom Museum für Naturkunde in Peking und seine Kollegen.
Schillerndes Gefieder diente wahrscheinlich zum Imponieren
Aus Farbe und Form des Microraptor-Gefieders schließen die Forscher, dass es dem Dinosaurier wohl vor allem als Schmuck diente. Schillernde Federn seien bei modernen Vögeln weit verbreitet und würden häufig zum Imponieren beispielsweise bei der Balz genutzt. Bei einigen tropischen Vogelarten wie den Paradiesvögeln spielen dabei auch langgezogene Schwanzfedern eine wichtige Rolle.
Das jetzt analysierte Fossil wurde in der chinesischen Provinz Liaoning gefunden und im Museum für Naturkunde in Peking aufbewahrt. Neben den Knochen sind vor allem die Federn des rechten Vorderbeins, linken Hinterbeins und des Schwanzes als dunkle Abdrücke gut erhalten. Die Forscher analysierten die Feinstruktur dieser Abdrücke im Elektronenmikroskop. Dadurch
konnten sie Form und Anordnung der Pigmentzellen, der sogenannten Melanosomen, ermitteln und auf eine schillernde Farbe schließen.Uralte Glanzfarben
Zuvor galt eine 47 Millionen Jahre alte Feder aus der Grube Messel bei Frankfurt am Main als ältester Nachweis für ein schillerndes Federkleid. Die Entdeckung von sehr viel älteren Glanzfarben könnte nach Ansicht der Forscher darauf hindeuten, dass schon die frühen Vorfahren von Vögeln und gefiederten Dinosauriern solche Farben erzeugen konnten. (Science, 2012; doi:10.1126/science.1213780)
(Science / dapd, 09.03.2012 – NPO)