Platecarpus, ein kreidezeitlicher Meeressaurier, war ein weitaus besserer Schwimmer als bisher angenommen. Eine neue Analyse des besterhaltenen Fossils dieser Art enthüllt unter anderem, dass der Raubsaurier nicht schlängelte wie ein Aal, sondern wendig und schnell war wie ein Hai und auch eine haiähnliche Schwanzflosse besaß. Wie ein internationales Forscherteam in „PLoS ONE” berichtet, entwickelten sich diese Anpassungen damit Millionen Jahre früher als gedacht.
Der Mosasaurier Platecarpus lebte vor 85 Millionen Jahren in den warmen Meeren der Kreidezeit. Bisherige Fossilfunde zeigen, dass er rund sieben Meter lang wurde, mit gedrungenem Körper und einem langen, abgeflachten Schwanz. Wegen seiner fast Aal-ähnlichen Form vermutete man lange Zeit, dass der Mosasaurier auch wie ein Aal schwamm: eher schlängelnd und nicht sehr schnell. Diese Hypothese hat jetzt ein internationales Paläontologenteam unter Leitung von Johan Lindgren von der Lund Universität in Schweden widerlegt.
Besterhaltenes Fossil erneut analysiert
Für ihre Studie untersuchten die Forscher ein Exemplar des Platecarpus, das 1969 in Kansas entdeckt und später vom Museum für Naturkunde in Los Angeles erworben worden war. Das auf vier Steinplatten konservierte, rund sechs Meter lange Fossil gilt als eines der weltweit am besten erhaltenen dieser Art. Es zeigt sogar noch Weichteilabdrücke wie Spuren des Körperumrisses, äußere Schuppen, Reste von Pigmenten in der Haut und sich verzweigende Bronchien. Auch der Mageninhalt, bestehend aus Fischen, ist noch teilweise erhalten.
Schwanzform völlig anders als angenommen
Mit Hilfe moderner Präparationsmethoden analysierten die Paläontologen nun unter anderem die Form des Sauriers und seine Flossen, um herauszufinden, wie er schwamm. Es zeigte sich, dass Platecarpus‘ Körperkontur entgegen vorheriger Annahmen durchaus stromlinienförmig war und sich dies schon früh in der Evolution dieser Tiergruppe entwickelte. Statt eines einfachen, aalähnlich abgeplatteten Schwanzes besaß er bereits eine halbmondförmig vergrößere Schwanzflosse, ähnlich den heutigen Haien. Sie konnte ihm deutlich mehr Schub verleihen.
Wendig und schnell wie ein Hai
Die anatomischen Merkmale weisen eindeutig daraufhin, dass der Platecarpus ein weitaus besserer Schwimmer war als bisher angenommen. Vermutlich bewegte er sich bereits ähnlich schnell und elegant durch das Meer wie die heutigen Haie. „Aus diesem gut erhaltenen Exemplar geht hervor, dass fortgeschrittenes, haiähnliches Schwimmen bei den Mosasauriern schon Millionen Jahre früher begann als wir bisher dachten“, kommentiert Kevin Padian, Paläontologe an der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Anpassung mehrfach unabhängig entstanden
Die Untersuchung zeigte auch, dass sich diese Anpassungen für ein aquatisches Leben schnell und unabhängig voneinander in unterschiedlichen Gruppen mesozoischer Reptilien und Meeressäuger entwickelten. „Dieses Fossil zeigt Evolution in Aktion, wie ein erfolgreiches Design im Laufe der Zeit von ganz verschiedenen Gruppen von Organismen entwickelt wurde um sich an ein Leben in ähnlicher Umgebung anzupassen“, erklärt Luis M. Chiappe, Direktor des Dinosaurier-Instituts am Museum für Naturkunde. „Es betont wieder einmal das Potenzial, das neue Entdeckungen haben, um etablierte Vorstellungen über Dinosaurier und andere Tiere ihrer Zeit herauszufordern.“
(Natural History Museum of Los Angeles County, 11.08.2010 – NPO)