Mehr als 20 neue Orchideenarten haben WWF-Wissenschaftler in bisher unerforschten Regionen des tropischen Regenwaldes auf der Insel Neuguinea entdeckt. Bei acht dieser Orchideen, wie etwa der Cadetia kutubu und einer neuen Taeniophyllum-Art, konnte bereits bestätigt werden, dass sie bislang der Wissenschaft völlig unbekannt waren. Die Pflanzen wachsen alle rund um den Kutubu-See in der Region Kikori, die für ihre Artenvielfalt weltweit bekannt ist.
„Etwa 70 Orchideenarten, die in den Wäldern des indonesischen Inselteils existierten, sind voraussichtlich bereits ausgestorben – wegen illegalen Holzeinschlags“, sagt WWF-Artenschutzexperte Roland Melisch. „Daher sind die neuen Entdeckungen im benachbarten Papua-Neuguinea besonders gute Nachrichten.“
Die Entdeckungen zählen zu den Höhepunkten einer langen WWF-Studie über die Artenvielfalt in der Kikori Region. Auf den Expeditionen zwischen 1998 und 2006 haben die Wissenschaftler insgesamt über 300 Orchideenarten gesammelt, und die bereits bekannte Blumenvielfalt in Papua-Neuguinea noch einmal erheblich ergänzt. Mit 3.000 Orchideenarten beherbergt das Land mehr als zehn Prozent aller bekannten Arten und damit mehr als irgendein anderes Land auf der Welt.
Kikori–Region langfristig schützen
Unzählige Unterarten warten noch darauf, entdeckt zu werden. Roland Melisch ergänzt: „Die traurige Realität ist allerdings, dass viele noch unbekannte Arten bereits aussterben, bevor sie erforscht werden können. Dadurch gehen eventuell auch Substanzen unwiederbringlich verloren, die als wichtige Heilmittel genutzt werden könnten. Das erhöht die Dringlichkeit noch, die wertvolle Region Kikori langfristig zu schützen.“ Bereits jetzt werden weltweit über 200 Orchideenarten in der Medizin eingesetzt.
Der WWF arbeitet bereits seit einiger Zeit vor Ort zusammen mit anderen Organisationen daran, die außerordentliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu erhalten. Neben Orchideen und anderen seltenen Pflanzen leben in diesem außergewöhnlichen Tieflandregenwald auch noch Paradiesvögel, Kasuare aus der Verwandtschaft der Emus und Strauße, weitgehend unerforschte Ameisenigel und Baum-Kängurus.
Die Meldung kommt gerade eine Woche vor der Ausweisung zweier neuer Wildschutzgebiete mit denen genau jene Regenwaldgebiete gesichert werden, in denen die Orchideen gefunden wurden. Die Anstrengungen des WWF, die Kikori Region zu erhalten, ist für die ortsansässige Bevölkerung lebenswichtig. Mehr als 20.000 Menschen von zwölf ethnischen Gruppen leben im Einzugsgebiet des Kikori-Flusses und hängen von den natürlichen Ressourcen aus Wald und Flüssen ab.
(WWF, 17.10.2006 – DLO)