Ökologie

Regenwald als Schmetterlingsparadies

Forscher entdecken in Ecuador und Costa Rica zahlreiche unbekannte Falterarten

Eine von bisher 154 in Südecuador nachgewiesenen Arten der Faltergattung Eois, angelockt im Regenwald durch Licht. © Gunnar Brehm / FSU

Im Regenwald Ecuadors und Costa Ricas hat ein internationales Wissenschaftlerteam Dutzende bisher unbekannte Arten von Großschmetterlingen aufgespürt. Die Forscher stellen ihre Funde jetzt in den „Annals of the Entomological Society of America“ vor.

Elefanten kennt jeder, aber einen „Eois“ kaum jemand, obwohl es von diesen Schmetterlingen weit mehr gibt als von Elefanten. Kleine und unscheinbare Tiere haben einfach deutlich schlechtere Chancen, wissenschaftlich beschrieben zu werden als große und auffällige.

„So liegt der Anteil unbekannter Arten beispielsweise bei Kleinschmetterlingen deutlich höher als bei Tagfaltern, die intensiver gesammelt und beschrieben worden sind“, sagt Gunnar Brehm von der Universität Jena.

135 neue Schmetterlingsarten entdeckt

Die Jenaer Wissenschaftler haben zusammen mit Kollegen aus Wien nun festgestellt, dass der Anteil unbekannter Arten auch bei Großschmetterlingen ungewöhnlich hoch sein kann. In einem Regenwaldgebiet im südlichen Ecuador fanden sie bisher 154 Arten der Gattung Eois, von denen aber nur 19 bekannt sind.

„Die weitaus meisten dieser Falterarten gibt es bisher in keinem Museum der Welt“, sagt Brehm. „Wenn die Abholzung der andinen Bergwälder weiterhin so rasant voranschreitet, geht diese Vielfalt verloren, bevor wir sie überhaupt ansatzweise kennen“, befürchtet der Zoologe.

Biologische Vielfalt in unzugänglichen Gebieten kaum erfasst

Etwas besser sieht es nach Angaben der Forscher in einem Untersuchungsgebiet in Costa Rica aus, wo man etwa 30 Prozent der gesammelten Arten bisherigen Funden zuordnen kann – und wo die Fauna heute durch entsprechende Programme vergleichsweise gut in Museen repräsentiert ist. Die unterschiedlichen Werte erklären die Zoologen mit historischen Zufällen und Sammlungsmustern.

„In bestimmten Regionen wie Costa Rica und West-Panama wurde relativ intensiv gesammelt, während unzugängliche Gebiete wie Nord-Peru oder das Amazonasbecken bis heute kaum erfasst sind“, erläutert Brehm.

Die Inventarisierung der tropischen Vielfalt macht den Forschern zufolge kaum Fortschritte, obwohl die zunehmende Zerstörung der Lebensräume dringenden Handlungsbedarf fordert: Über 80 Prozent der 254 bisher bekannten Eois-Arten wurden zwischen 1890 und 1920 beschrieben – die letzte im Jahre 1952.

Sonderausstellung „Insekten & Sex“

Manche der weniger bekannten Insektenarten und ihre interessanten Fortpflanzungstechniken kann man zurzeit in der aktuellen Sonderausstellung „Insekten & Sex“ im Phyletischen Museum der Universität Jena kennenlernen.

Dort wird auch präsentiert, wie nah verwandte Eois-Arten es schaffen, sich bei der Fortpflanzung mittels des Schlüssel-Schloss-Prinzips voneinander abzugrenzen. (Annals of the Entomological Society of America 2011; http://www.bioone.org/doi/full/10.1603/AN10050)

(Universität Jena, 23.12.2011 – DLO)

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