Vorgeschmack auf kommende Zeiten: Der letzte El Nino hat an der Westküste der USA eine beispiellose Erosion hinterlassen: In Kalifornien erlebten die Strände den schlimmsten Schwund seit Beginn der Messungen. Insgesamt lag die Küstenerosion um 76 Prozent über dem normalen winterlichen Maß, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten. Durch den Klimawandel könnte dies künftig häufiger vorkommen.
Das Phänomen El Nino bringt alle zwei bis sieben Jahre das Klima im Pazifikraum durcheinander – so auch im Winter 2015/2016. Sehr schnell zeigte sich, dass dieser El Nino zu den drei schlimmsten der jüngeren Geschichte gehören würde. Bereits kurz nach seinem Beginn verursachte er ungewöhnlich viele Wetterextreme und trieb die Meerestemperatur auf neue Höhen.
Rekorde bei der Wellenwucht
Wie stark sich der El Nino auf die Westküste der USA ausgewirkt hat, haben Patrick Barnard von US Geological Survey und seine Kollegen untersucht. Für ihre Studie werteten sie Daten zu Wellenenergien und Meereshöhen sowie die Erosion an 29 Stränden von Kalifornien bis nach Washington aus. „Diese rund 2.000 Kilometer Küstenlinie werden von rund 25 Millionen Menschen bewohnt“, betonen die Forscher.
Das Ergebnis: Im El Nino-Winter war die Wellenenergie in allen untersuchten Küstenabschnitten 50 Prozent höher als normal. Die Spitzenwerte lagen dabei höher als jemals zuvor in den Aufzeichnungen, so die Forscher. Als Folge erreichten die Wellen entlang der Küsten von Kalifornien und Oregon Höhen von bis zu 19 Metern. Gleichzeitig lag auch der durchschnittliche Meeresspiegel in dieser Zeit elf Zentimeter höher als sonst.
Strandverlust so stark wie nie
Diese erhöhte Wucht der Wellen hinterließ bleibende Folgen: „Nahezu jeder Strand erlebte den höchsten Landverlust, der je im Winter registriert worden ist“, berichten Barnard und seine Kollegen. „Der El Nino von 2015/2016 drängte viele Strandlinien um neue Rekordwerte landeinwärts.“ Die Küstenerosion nahm durch den starken El Nino Ereignis nahm insgesamt um 76 Prozent zu.
Wie die Forscher erklären, überstanden die Dünen und Klippen vieler Strände diese Rekorderosion nur deshalb, weil in den Jahren zuvor ungewöhnlich viel Sand und Sedimente vor die Küsten gespült worden war. „Dennoch könnte der El Nino von 2015/2016 das dynamische Gleichgewicht vieler Strände entlang der US-Westküste auf Jahre hinaus gestört haben“, sagen Barnard und seine Kollegen.
Künftig alle zehn Jahre?
Das Problem: Möglicherweise bleibt den Küsten künftig kaum mehr Zeit, sich von solchen Extremereignissen zu erholen. Denn Klimaforscher prognostizieren, dass El Ninos wie 2015/2016 im Laufe dieses Jahrhunderts doppelt so häufig werden wie bisher. Statt maximal alle 20 Jahre könnte ein solcher Klimaausreißer dann alle zehn Jahre auftreten.
Hinzu kommt: „In den nächsten Jahrzehnten wird die Erwärmung auch das Risiko anhaltender Dürren im Südwesten der USA signifikant erhöhen“, berichten die Forscher. Weil dadurch weniger Sediment vor die Küsten gespült wird, könnte dies die Bedrohung der Küstenregionen durch starke El Ninos noch verstärken.
Auch wenn US-Präsident Donald Trump nicht an einen Klimawandel glaubt, könnte sein Land daher künftig häufiger als ihm lieb sein kann, unter den Folgen der Erwärmung leiden. (Nature Communications, 2017; doi: 10.1038/NCOMMS14365)
(Nature, 15.02.2017 – NPO)