Landwirtschaft

Resistente Pilze auf dem Vormarsch

70 Prozent bereits unempfindlich gegen Spritzmittel

Von Blattdürre befallener Weizen © BBA

Gegen Spritzmittel unempfindliche Schadpilze breiten sich in den Feldern immer mehr aus. Eine europäische Forschergruppe hat jetzt beim Erreger einer Blattdürre im Weizen bereits 70 Prozent Resistenz gegen das herkömmlich eingesetzte Pflanzenschutzmittel festgestellt.

Pilzkrankheiten sind in der Landwirtschaft ein bekanntes Problem. Der milde Winter in diesem Jahr bietet ideale Bedingungen für die Vermehrung bestimmter Schadpilze im Getreide, wie beispielsweise der Blattdürre-Krankheit beim Weizen. Die Folge: Der Pilzbefall lässt die Blätter der Weizenpflanze welken und absterben. Dadurch ist eine effektive Fotosynthese nicht mehr möglich, die Pflanze – und vor allem das Korn – erhält zu wenig Nährstoffe. Ertragsverluste durch die so genannte „Kümmerkornbildung“ in Höhe von bis zu 30 Prozent sind keine Seltenheit.

Zunahme der Resistenzen

Bisher konnten diese Pilze effektiv mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Die Ergebnisse eines dreijährigen europäischen Forschungsprojektes, an dem zwölf wissenschaftliche Einrichtungen aus sieben Ländern beteiligt waren, sind jedoch alarmierend. Denn die Experten, unter ihnen Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), verzeichnen eine stetige Zunahme von Pilzstämmen, die resistent gegenüber der Wirkstoffgruppe der Strobilurine aber auch der Triazole werden. Fungizide beider Wirkstoffklassen waren bisher der Schlüssel, um die Pilzkrankheiten erfolgreich vom Feld zu verbannen.

Punktmutation im Erbgut

Verantwortlich für die Strobilurin-Resistenz ist eine Punktmutationen im Erbgut der Pilze, die sowohl beim Erreger der Blattdürre Septoria tritici als auch bei Drechslera tritici-repentis, kurz DTR genannt, nachgewiesen worden ist. Nun haben die Forscher eine weitere minimale Veränderung im Erbgut ausgemacht, die bewirkt, dass die Strobilurine die Pilze nicht mehr so wirkungsvoll bekämpfen können.

"Das Besondere ist, dass wir jetzt bereits bei den DTR-Blattfleckenerregern Stämme finden, die schon beide Veränderungen im Erbgut aufweisen", berichtet Bernd Rodemann von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Braunschweig. Der Wissenschaftler hat sowohl in Feldversuchen verschiedene Mittelkombinationen gestestet als auch in Laborversuchen die Resistenz der Pilze bestimmt.

Resistenz bei 70 Prozent

Demnach liegt der Resistenzgrad von Septoria tritici bereits bei mehr als 70 Prozent, so dass laut Rodemann deutschlandweit mit einem Wirksamkeitsverlust aller Strobilurine gegenüber diesem Schaderreger zu rechnen ist. Darüber hinaus berichten er und seine Kollegen über erste Anzeichen einer abnehmenden Empfindlichkeit der Septoria gegenüber Triazolen.

Seit dem Frühjahr 2005 gab es auch Hinweise aus dem Ausland auf verminderte Sensitivität von DTR gegenüber Strobilurinen, die nun durch den Nachweis der Punktmutationen bekräftigt wird. Nach den Erfahrungen der Forscher kommt so genannten Kontaktwirkstoffen bei der Bekämpfung beider Pilzarten eine wichtige Rolle zu. Hierbei verhindert eine spezielle Schutzschicht auf den Blättern, dass auf der Oberfläche landende Pilzsporen auskeimen können.

(Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), 22.02.2007 – NPO)

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