Erst vor kurzem haben Archäologen das Skelett des berüchtigten englischen Königs Richard III. entdeckt und ausgegraben. Jetzt zeigen nähere Analysen: Der Herrscher war auch vor seinem Tod auf dem Schlachtfeld nicht gesund. Er litt an einer Wurminfektion. Das zeigt, dass damals auch Reichtum und hoher Stand nicht vor Parasiten und Krankheiten schützte. Inwieweit die Würmer den König geschwächt haben, ist allerdings bisher unklar.
Für William Shakespeare war der englische König Richard III. der Inbegriff eines Schurken: Er beschreibt ihn in seinen Werken als Buckligen mit einem verkümmerten Arm und als gewissenlosen Mörder zahlreicher Rivalen um den Thron, darunter auch zwei jungen Prinzen. Tatsächlich aber war der 1483 gekrönte König weitaus besser als sein späterer Ruf. Als er 1485 in der Schlacht von Bosworth tödlich verwundet und besiegt wurde, verscharrte man seine Überreste ohne große Ehren. Sein Grab blieb jahrhundertelang verschollen.
Im September 2012 entdeckten britische Archäologen das Skelett des Königs wieder – unter einem Parkplatz in der Stadt Leicester. Seither haben sie die Identität des Königs mittels DNA-Analysen bestätigt und die Chance genutzt, um anhand der Knochen mehr über den Gesundheitszustand des Königs vor seinem Tod zu erfahren. Bei mikroskopischen Untersuchungen von Proben aus der Hüfte des Toten stießen die Forscher auf zahlreiche Eier von Spulwürmern, die ungefähr in dem Bereich lagen, in dem bei dem noch intakten Toten der Darm gewesen wäre.
Infektion schon zu Lebzeiten
Da sich in der umgebenden Erde keine Spuren solcher Wurmeier fanden, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Darmparasiten mit dem Leichnam ins Grab gelangten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Richard III. unter Spulwürmern im Darm litt“, berichtet Studienleiter Piers Mitchell von der University of Cambridge. Diese parasitischen Nematoden werden über verunreinigte Nahrung als Eier oder Larven aufgenommen und entwickeln sich dann im Darm des Menschen weiter. Dort bohren sie sich durch die Darmwand und gelangen von dort aus über das Blut zur Leber und zur Lunge. Dabei können sie Husten und asthmaähnliche Symptome, aber auch Koliken und im Extremfall sogar einen Darmverschluss verursachen.
Als Erwachsene kehren die Rundwürmer n den Darm zurück. Dort können sie mehr als 30 Zentimeter lang und fünf Millimeter dick werden. Nach Schätzungen der Forscher ist auch heute noch rund ein Viertel der Weltbevölkerung von einer solchen Wurminfektion betroffen. „Trotz Richards hohem Status scheint sein Lebensstil ihn nicht vor solchen Parasiteninfektionen bewahrt zu haben“, sagt Koautor Jo Appleby von der University of Leicester. Angesichts der eher rudimentären Hygiene auch unter den Adeligen der damaligen Zeit ist das allerdings nur bedingt erstaunlich.
(Lancet, 04.09.2013 – NPO)