Das urzeitliche Riesenkrokodil Deinosuchus fraß nicht nur Meeresschildkröten, es erlegte sogar Dinosaurier, die genauso groß waren wie es selbst. Das belegen Biss-Spuren an Dinoknochen sowie die ersten Analysen von fossilem Kot des bis zu neun Meter langen Krokodils.
Das Krokodil Deinosuchus lebte vor rund 80 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Nordamerika. Damals gab es dort dank des tropisch-milden Klimas ausgedehnte Flachmeere, aber auch Feuchtgebiete und Sümpfe, in denen Deinosuchus vermutlich ähnlich wie heutige Krokodile auf seine Beute lauerte. Das Krokodil erreichte eine Länge von bis zu neun Metern, allein sein Schädel maß zwei Meter. Bisher war jedoch nur ansatzweise klar, welche Beutetiere das Raubtier neben Meeresschildkröten noch auf dem Speiseplan hatte.
Krokodilkot gibt Einblick in Lebensweise
Eine Antwort haben jetzt zwei amerikanische Forscher gefunden, David Schwimmer, Professor für Paläontologie an der Columbus State Universität und seine Mitarbeiterin Samantha Harrell. Sie untersuchten fossilen Kot, den Schwimmer im Frühjahr 2009 an den Ufern des Hannahatchee Creek in Georgia entdeckt hatte. Sechs der rund zehn Zentimeter großen, spindelförmigen Versteinerungen entpuppten sich nach der Analyse als Deinosuchuskot, weitere 14 gehörten anderen Krokodilarten an. Die Kotfossilien sind damit die ersten, die eindeutig dem Riesenkrokodil zugeordnet werden können.
Die in ihnen enthaltenen Verdauungsreste geben wertvolle Hinweise auf die Lebensweise und das Beuteschema des urzeitlichen Räubers. So identifizierte Harrell in den Proben Sand und zahlreiche Schalenfragmente, die bestätigen, dass Deinosuchus tatsächlich in einem warmen, brackigen Flachwassergebiet lebte – beispielsweise nahe der Mündung eines Flusses in ein Flachmeer mit sandigem Ufer. In dieser Umgebung fanden sich vermutlich zahlreiche Meeresschildkröten, die eine der Hauptnahrungen des Krokodils gewesen sein könnten.
Deinosuchus-Bisse auch in Dinosaurierknochen
Doch Deinosuchus jagte damals auch sehr viel agilere und größere Beute als die Schildkröten, wie eine weitere Untersuchung von Schwimmer enthüllte. Er hatte Biss-Spuren an Dinosaurierknochen analysiert, die in verschiedenen Fundorten Nordamerikas entdeckt worden waren. Auch sie stammen teilweise vom Riesenkrokodil. Eines seiner möglichen Opfer war Appalachiosaurus montgomeriensis, ein Verwandter des Tyrannosaurus rex.
„In einigen Fällen reden wir über einen rund neun Meter langen Deinosuchus, der einen neun Meter großen Dinosaurier erlegt“, so Schwimmer. „Wir sind sicher, dass Deinosuchus eine Menge Meeresschildkröten fraß, aber es ist jetzt offensichtlich, dass es auch Dinosaurier nicht verschmähte.“ Schwimmer und Harrell haben ihre Ergebnisse letzte Woche auf der Jahrestagung der Geologischen Gesellschaft von Amerika in Baltimore vorgestellt.
(Columbia State University, 23.03.2010 – NPO)