Auszeichnung für einen Urzeitriesen: Das Fossil des Jahres 2015 ist der Riesentausendfüßer Arthropleura armata. Dieses riesige Gliedertier jagte vor rund 300 Millionen Jahren in den Urwäldern des Karbon-Zeitalters. Ein vollständig erhaltenes Exemplar hat bislang niemand gefunden – Fragmente des Riesentausendfüßer sind jedoch nicht selten und lassen sich in vielen Ausstellungen bewundern.
Bis zu zweieinhalb Meter lang und mit Panzerplatten bestückt wie ein Insekt: So sah der Riesentausendfüßer aus, der bislang größte an Land lebende Gliederfüßer. Das Tier mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Arthropleura armata lebte vor über 300 Millionen Jahren, in der Zeit des Karbon. Zu dieser Zeit waren weite Bereiche des heutigen Deutschland noch von dichten Urwäldern überzogen. Viele Wissenschaftler nehmen an, dass der Riesentausendfüßer ein gefährlicher Räuber in diesen Wäldern war, der Jagd auf Amphibien und andere Beutetiere machte.
Hoffnung auf vollständigen Kopf
Die Paläontologische Gesellschaft hat den Riesentausendfüßer Arthropleura armata nun als Fossil des Jahres 2015 geehrt. Die ersten Fossilienfunde dieses urzeitlichen Riesen stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden im Saarland gemacht. 1853 wurde der Riesentausendfüßer zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben.
Heute ist Arthropleura armata aus vielen europäischen und nordamerikanischen Fundstätten bekannt. Die meisten Fossilfunde beschränken sich nur auf einzelne Körperteile. Einen vollständigen Kopf hat man bislang noch nicht gefunden. Daher ist auch der Aufbau der Mundwerkzeuge nicht bekannt, so dass nur wenige Rückschlüsse auf die Ernährung des Tieres möglich sind. In vielen Sedimenten des Karbon und Perm lassen sich jedoch immer noch Fragmente des gepanzerten Tieres finden – es besteht also durchaus Hoffnung auf eine vollständig erhaltene Kopfpartie.
Der Riesentausendfüßer ist unter den Fossilien keine Seltenheit: Originalfundstücke oder Abgüsse von Arthropleura armata sind in nahezu allen deutschen Museen und wissenschaftlichen Sammlungen ausgestellt oder als Forschungsmaterial enthalten. Bei den meisten Fossililen des Gliedertiers handelt es sich nicht, wie bei vielen anderen Fossilien, um nach dem Tod konservierte Überreste. Stattdessen sind die Fragmente Überbleibsel der Außenhülle, die der Riesentausendfüßer beim Häuten abwarf.
Derzeit vollständigstes Exemplar ist im Saarland zu sehen
Eines der derzeit vollständigsten Exemplare von Arthropleura armata ist am Zentrum für Biodokumentation im saarländischen Ort Schiffweiler Reden zu sehen, wo auch die Bekanntgabe zum Fossil des Jahres 2015 stattfand. Dort befindet sich auch die Ausstellung, „Gondwana – Das Prähistorium“, die ein Modell des Riesentausendfüßers zeigt.
Weitere Originale sind in der Paläontologisch-Stratigraphischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg, im Museum für Naturkunde Chemnitz sowie im Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen ausgestellt. Abgüsse oder Modelle als lebensgroße Rekonstruktionen kann man unter anderem in den Naturkundemuseen in Augsburg, Chemnitz und Schleusingen, im Geomuseum der Technischen Universität Clausthal und am Senckenberg Museum in Frankfurt und Dresden bewundern.
Das „Fossil des Jahres“ benennt die Paläontologische Gesellschaft bereits seit 2008. Zum Fossil des Jahres werden solche Funde gekürt, die von besonderer wissenschaftlicher oder publikumswirksamer Bedeutung sind, und die beispielsweise an vielen Museen zu besichtigen oder von Privatsammlern leicht zu finden sind.
(Paläontologische Gesellschaft, 15.12.2014 – AKR)