Geowissen

Rio+20 – Wüstenkonvention: Das Mauerblümchen

Wenig Hoffnung für den Kampf gegen die Desertifikation

„Von den drei Konventionen, die beim Erdgipfel von Rio 1992 angestoßen wurden, ist die Wüstenkonvention die arme Verwandte“, schreiben Jeff Tollefson und Natasha Gilbert in ihrem „Nature“-Artikel zu Bilanz nach 20 Jahren Rio. Dementsprechend führte sie in den letzten 20 Jahren ein noch stärkeres Schattendasein als die Klima- und die Artenschutzkonvention. Und das, obwohl Dürren und Wüstenbildung die Nahrungssicherheit von mehr als einer Milliarde Menschen bedrohen, wie die FAO, die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der UN erklärt.

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Bereits heute bedecken Trockenregionen und Wüsten mehr als ein Drittel der Landfläche der Erde – und es werden immer mehr. Der Anteil der Flächen, die neu zu Wüsten werden oder so stark degradieren, dass Landwirtschaft kaum mehr möglich ist, lag 1991 noch bei 15 Prozent. Heute sind es bereits mehr als 24 Prozent, wie die FAO berichtet. Am stärksten betroffen auch hier: die Entwicklungsländer. Sie haben klimatisch meist ohnehin die schlechteren Karten gezogen. Zudem fehlt es ihnen an Geld und Technologien, um modernen Bewässerungs- und Anbautechniken einzusetzen.

Ein Grund für die geringen Fortschritte in den letzten 20 Jahren ist nach Ansicht von William Dar vom International Crops Institute in Andhra Pradesh auch hier die Ignoranz der reichen Industrieländer. Sie sind meist nicht betroffen und haben zudem genügend Möglichkeiten sich Anbauflächen und Nahrungsmittel woanders zu kaufen. Als Folge sei das Interesse, Geld gegen die Desertifikation auszugeben, begrenzt. „Die Wüstenkonvention ist die unterfinanzierteste aller Konventionen“, sagt Dar in „Nature“. Als Folge fehle es in den betroffene Regionen an fast allem: An Geld für konkrete Projekte ebenso wie am Knowhow und an der Ausbildung junger Forscher.

Erst im Jahr 2009 einigten sich die Vertragsstaaten der Wüstenkonvention auf eine Liste von elf Indikatoren, anhand derer überhaupt gemessen werden kann, welche Veränderungen es bei der Wüstenbildung und ihrer Bekämpfung gibt. Erst mit Beginn dieses Jahres müssen die Länder erste Berichte einreichen, in denen sie zumindest den Status von zwei der Indikatoren offenlegen: Wie hoch der Anteil der von Vegetation bedeckten Landfläche in ihrem Land ist und wie viele Menschen in den von Desertifikation gefährdeten Gebieten oberhalb der Armutsgrenze leben. Aus diesen Angaben soll dann überhaupt erst mal eine Art Ausgangspunkt für alle weiteren Aktionen entwickelt werden.

Mehr zur Konferenz Rio+20 und der Bilanz 20 Jahre nach dem Erdgipfel finden Sie in unserem Rio+20-Special.

(Nature, 18.06.2012 – NPO)

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