Fund im hessischen Gernsheim: Neben dem im letzten Jahr entdeckten Römerkastell haben Archäologen nun auch die dazugehörende Siedlung entdeckt. Feuerstellen, Brunnen und Steinfundamente zeugen von diesem Dorf aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Die Bewohner der Siedlung waren wahrscheinlich Angehörige der römischen Soldaten, aber auch Händler und einheimische Handwerker.
Im Sommer 2014 erst haben Archäologen der Universität Frankfurt bei der hessischen Stadt Gernsheim ein Römerkastell entdeckt. Das Militärlager lag damals an der Kreuzung zweier Römerstraßen und sollte diesen strategischen Punkt vermutlich schützen. Doch schon damals vermuteten die Forscher aufgrund verstreuter Funde im Stadtgebiet, dass es auch eine Römersiedlung nahe am Kastell gegeben haben musste, ein sogenanntes Vicus.
Siedlungsreste und Alltagsobjekte
Diese Siedlung haben Thomas Maurer von der Goethe-Universität Frankfurt und seine Kollegen nun gefunden. Unweit des Kastells haben sie das gut erhaltene Fundament eines Steingebäudes, Feuerstellen und mindestens zwei Brunnen sowie Kellergruben freigelegt. „Wir sind auch auf wirkliche Kleinodien gestoßen wie seltene Gewandspangen, mehrere Perlen, Würfel und Spielsteine eines Brettspiels und eine Haarnadel aus Bein, gekrönt mit einer weiblichen Büste“, freut sich Maurer. Unzählige Keramikscherben waren ebenfalls unter den Funden.
Die Menschen, die sich im Kastelldorf ansiedelten, waren überwiegend Angehörige der Soldaten und Gewerbetreibende, die von der Kaufkraft des Militärs profitierten. Die Bevölkerung dürfte überwiegend gallisch-germanischen Ursprungs gewesen sein, vielleicht mischten sich darunter auch ein paar Menschen mit römischem Bürgerrecht und Zugezogene aus fernen Provinzen. Von letztem zeugen Reste von Trachten, aber auch Münzen, wie beispielsweise eine Münze aus Bithynien in Nordwest-Anatolien.