Computer erleichtern das Leben ungemein – doch wo bei unvorhergesehenen Problemen normalerweise die menschliche Intuition einsetzt, ist der Rechner bislang häufig noch überfordert. Auch Navigationssysteme liefern immer wieder umständliche Wegbeschreibungen, da sie sich „nur“ mittels geographischer Koordinaten und nicht wie der Mensch zusätzlich an Landmarken wie Kirchtürmen oder prägnanten Gebäudefassaden orientieren. Geoinformatiker der Universität Münster wollen nun mithilfe kognitionswissenschaftlicher Methoden die Arbeit der Computer an die menschliche Denkweise anpassen.
„Das Problem ist, dass viele Dinge, die von Menschen benutzt werden, nicht für den Menschen gebaut sind“, erläutert Geoinformatiker Martin Raubal von der Universität Münster. Ein Beispiel dafür sind viele elektronische Routenplaner, die auf einfachen Längenangaben beruhen. „Doch Menschen orientieren sich nicht daran, ob 32 Meter weiter eine Kreuzung kommt, wie es ihnen vom Navigationssystem vorgegeben wird. Sie finden sich über andere Merkmale, wie etwa Landmarken, in der Umgebung zurecht, mit denen wiederum Computer nichts anfangen können“, hat der Wissenschaftler beobachtet.
Fassaden als Orientierungshilfe
Mit einem webbasierten Test hat Raubal mit Forschungspartnern versucht, herauszufinden, wie sich Menschen räumlich orientieren. Anhand von 360-Grad-Aufnahmen einer Kreuzung sollten Probanden angeben, welche Fassaden ihnen sofort ins Auge fielen. Eine Rolle spielten dabei Fassadengröße, -form, -farbe, die Sichtbarkeit und die Beschilderung der Fassade. Entscheidend war auch, ob die Tests mit Tag- oder Nachtaufnahmen durchgeführt wurden. „Sind Gebäude beleuchtet, werden sie natürlich ganz anders wahrgenommen als jene, die im Schatten liegen“, so Raubal.
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