Bruch im Eis: Das Milne-Schelfeis – das letzte und dickste noch intakte Schelfeis der kanadischen Arktis – ist zerbrochen. Nach Bildung eines langen Risses trennte sich Ende Juli ein großer Teil der rund 4.000 Jahre alten Eisfläche ab. Dadurch schrumpfte die verbliebene Eisfläche um 43 Prozent. Weitere Risse im Eis deuten darauf hin, dass auch der Rest noch fragmentieren könnte. Damit würde die kanadische Arktis ihre letzten Schelfeisflächen verlieren.
Typischerweise sind viele Küsten der Polargebiete von breiten Schelfeisgürteln umgeben. Diese Eisflächen schmelzen auch im Sommer nicht und spielen daher eine wichtige Rolle für das regionale Klima. Doch durch den Klimawandel werden immer mehr Schelfeise instabil – erst bilden sich Risse und subglaziale Kanäle im Eis, dann kommt es zum Abbruch großer Tafeleisberge und oft auch zur Fragmentierung der restlichen Eisflächen.
Drastische Schrumpfung
Jetzt droht diese Entwicklung auch das letzte noch intakte Schelfeis der kanadischen Arktis zu zerstören. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war die Nordküste von Ellesmere Island in der kanadischen Hocharktis von einem durchgehenden, rund 8.600 Quadratkilometer großen Eisgürtel umgeben. Bis zum Jahr 2000 war dieser Gürtel bereits zu sechs einzelnen Schelfeisen geschrumpft, die inzwischen zusammen nur noch gut 500 Quadratkilomeer groß sind.

Das rund 4.000 Jahre alte Milne-Schelfeis war die größte und intakteste dieser verbliebene Dauereisflächen. Mit einer Dicke von 70 bis 80 Metern galt dieses im Milne-Fjord relativ geschützte Schelfeis als weitgehend stabil. Allerdings stellten Forscher im Laufe der letzten zwölf Jahre zunehmend Risse im Eis fest. 2015 entdeckten sie zudem einen subglazialen Kanal im Eis, durch den Wasser von einem Schmelzwassersee am landseitigen Ende des Fjords bis zum Meer strömte.