Ökologie

Schneeleopard noch seltener als angenommen

Genanalysen enthüllen bisherige Populations-Schätzungen als zu hoch

Schlafender Schneeleopard im Zoo von Buffalo (USA), im Freiland sind diese Großkatzen stark bedroht. © Dave Pape / gemeinfrei

Der Schneeleopard Asiens ist offenbar noch bedrohter als bisher angenommen. Bisher nahm man an, dass noch 350 bis 500 Tiere am Nordrand Nepals im Himalaya leben. Doch diese Zahlen sind viel zu hoch, wie Forscher anhand von Genanalysen feststellten. Von 71 vermeintlichen Schneeleoparden-Kotresten erwiesen sich nur 19 als tatsächlich von diesen Großkatzen stammend. Dieser Kot wiederum wurde von nur neun verschiedenen Individuen abgesetzt. „Das zeigt, dass die traditionellen Methoden, Schneeleoparden zu zählen, die Größe der Population weit überschätzen“, sagen die Wissenschaftler im Fachmagazin „BMC Research Notes“.

Die scheuen, stark bedrohten Schneeleoparden leben in den unzugänglichen Hochgebirgsregionen Asiens. Da sie kaum direkt beobachtet werden können, beruhen Schätzungen ihrer noch verbliebenen Anzahl auf indirekten Hinweisen, darunter Spuren, Kotresten oder Berichten der lokalen Bevölkerung. Dass viele der gesammelten Kotreste nicht von Schneeleoparden, sondern von anderen Raubtieren der Berge stammen, habe man erst jetzt mittels genetischer Analysen zeigen können, sagen die Forscher.

Ergebnisse geben auch Hoffnung

Aber nach Ansicht der Wissenschaftler wecken die Ergebnisse auch Hoffnung: Erstmals lasse sich über die Methode der Kot-Analysen genau feststellen, wo sich individuelle Schneeleoparden aufhalten. Das sei wichtig, um zu wissen, welche Bergregionen zukünftig besonders geschützt werden müssen.

„Nepal entwickelt sich zurzeit rapide und es ist daher umso wichtiger zu wissen, welche Gebiete mit hoher Priorität vor Eingriffen des Menschen geschützt werden müssen“, sagen Dibesh B. Karmacharya vom Center for Molecular Dynamics Nepal und seine Kollegen. Angesichts dessen sei die Entdeckung ermutigend, dass die neun identifizierten Schneeleoparden in zwei verschiedenen Schutzgebieten in Nepal vorkamen. Das zeige zumindest, dass diese Schutzgebiete zu Recht existierten.

Fell und Fotos des bedrohten Schneeleoparden, ausgestellt auf dem Logan Airport in Boston, um Touristen vom Kauf gewilderter Felle abzuhalten. © U.S. Fish and Wildlife Service

Kotproben aus zwei Nationalparks untersucht

Für ihre Studie hatten die Forscher Kot analysiert, der zwischen 2006 und 2009 in zwei Naturschutzgebieten in Nepal, dem Shey Phoksundo National Park (SPNP) und der Kangchanjunga Conservation Area (KCA), gesammelt worden waren. Aus diesen isolierten die Wissenschaftler die DNA und bestimmten so, von welcher Tierart und von welchem Individuum der Kot stammte.

„Diese Methode hat den Vorteil gegenüber traditionellen Methoden, dass sie die Schneeleoparden in keiner Weise stört“, sagen die Forscher. Man brauche keine Sender anzubringen oder die einzelnen Tiere zu verfolgen um sie eindeutig zu identifizieren.

Drei Männchen und sechs Weibchen

Unter den neun Schneeleoparden, die die Forscher anhand der Kotproben eindeutig identifizierten, waren drei Männchen und sechs Weibchen, wie sie berichten. In beiden Nationalparks habe man dabei sowohl Männchen als auch Weibchen gefunden – und damit eine hoffnungsvolle Basis für einen Fortbestand der Population.

Als nächsten wollen die Wissenschaftler weitere Kotproben auch in anderen Gebieten sammeln und analysieren. „Dadurch können wir die Familienbeziehungen, die genetische Vielfalt, die Sozialstruktur und die Territorien der Schneeleoparden erforschen“, sagt Karmacharya. Dadurch könne man zukünftig besser verstehen, wie sich diese bedrohte Tierart am besten schützen lasse. (BMC Research Notes, 2011)

(BMC Research Notes / dapd, 29.11.2011 – NPO)

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