Einige der großen pflanzenfressenden Dinosaurier führten offenbar ähnliche jahreszeitliche Wanderungen durch, wie heute noch viele pflanzenfressende Wildtiere: Um ausreichend Nahrung und Wasser zum Überleben zu finden, zogen die Urzeitriesen während der sommerlichen Trockenzeit in höher gelegene Gebiete und kehrten im feuchteren Winter wieder in die Ebenen zurück. Dabei legten sie mehr als 300 Kilometer für eine Strecke zurück, wie US-amerikanische Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Für ihre Studie hatten die Forscher die Isotopen-Zusammensetzung von 32 Zähnen der pflanzenfressenden Dinosaurierart Camarasaurus untersucht. Der Anteil verschiedener Atomsorten des Sauerstoffs im fossilen Zahnschmelz spiegelt wieder, an welchen Orten sich die Tiere zu Zeiten ihres Zahnwachstums aufhielten und welches Wasser sie tranken. Anhand dieser Analysen sei es nun erstmals gelungen, eine saisonale Wanderung bei einem pflanzenfressenden Dinosaurier nachzuweisen, sagen Henry Fricke vom Colorado College in Colorado Springs und seine Kollegen.
Zahnfunde in ehemaliger Flussenke
Der rund 15 Meter große Camarasaurus lebte vor rund 150 Millionen Jahren in vielen Gebieten Nordamerikas und auch Europas. Die fossilen Camarasaurus-Zähne stammen aus Fundstellen im US-Bundesstaat Utah. Zur Zeit der Dinosaurier lag dort eine ausgedehnte, von Flüssen durchzogene Ebene, die Richtung Westen von Hochland begrenzt wurde. „In dieser Senke herrschte damals ein saisonal trockenes Klima“, sagen die Forscher. Wie die gewaltigen Dinosaurier mit ihrem großen Nahrungs- und Wasserbedarf diese sommerlichen Dürrezeiten überstanden, sei zuvor unklar gewesen.
Flucht vor Trockenheit und Nahrungsmangel
In den Zähnen der Camarasaurier fanden die Forscher Isotopenverhältnisse, die auf eine Wanderung der Tiere hindeuteten. „Die Camarasaurus-Populationen in diesen Gebieten müssen sich für einige Zeit im Jahr im Hochland aufgehalten haben, bevor sie wieder in die Ebene zurückkehrten, in der sie dann starben“, schreiben die Wissenschaftler. Wahrscheinlich blieben die Dinosaurier rund fünf Monate lang in ihrem Winterquartier.
Dass diese Camarasaurus-Population regelmäßig dem Regen und günstigen Nahrungsbedingungen hinterher zog, bedeute allerdings nicht automatisch, dass auch alle anderen Populationen dieser Art dies taten, betonen die Forscher. Das müsse man jetzt erst anhand von Fossilfunden aus anderen Gebieten überprüfen. (Nature, 2011; doi:10.1038/nature10570)
(Nature, 27.10.2011 – NPO)