Nicht auf einer entlegenen Insel, sondern im Nationalen GeoPark Schwäbische Alb ist der "Jurassic Park" zu finden. Schwerlich wird man hier lebenden Dinosauriern begegnen. Aber es sind die fossilienreichen Ablagerungen des Jura, die den geologischen Reichtum ausmachen. Aber nicht nur jurassische Fossilien: auch jüngere Epochen der Erdgeschichte, das Tertiär und Quartär, sowie Vulkanismus und Meteoriten haben eigene Spuren hinterlassen.
Zur Jurazeit vor 180 Millionen Jahren sah die Erde deutlich anders aus als heute. Flache Schelfmeere lagen im Gebiet der Schwäbischen Alb. Saurier beherrschten die Lebensräume. Ichthyosaurier, Plesiosaurier und Flugsaurier, aber auch Krokodile und zahlreiche wirbellose Tiere wurden in den kalkigen Juragesteinen gefunden. Die geringe Tiefe und die Nähe zum Äquator zu der Zeit schufen ein ideales Milieu mit ausreichend hohen Temperaturen für Riffe aus Korallen, Schwämmen, Algen und anderen Lebewesen. Eine über 100 m² große Kolonie von Seelilien ist im Urwelt-Museum in Holzmaden zu sehen. F. A. von Quenstedt und andere schwäbische Paläontologen beschrieben im 19. Jahrhundert den Fossilieninhalt der Gesteinsschichten sehr ausführlich. Ihre Gliederung des Jura-Systems ist noch heute weitgehend gültig. So sind zum Beispiel die Schichten des Mitteljura bei Aalen besonders gut ausgebildet, so dass die Stufenbezeichnung international als "Aalenium" eingeführt ist.
In den Gesteinsschichten der Schwäbischen Alb wechseln Ton- und Kalksteine sowie sandige Komplexen ab, je nach Beschaffenheit der jeweiligen Meeres-sedimente. Eine schwache Verkippung der Gesteine und eine anschließende rückschreitende Verwitterung bildete das charakteristische Schichtstufenrelief. Der Oberjura ist vorwiegend aus geschichteten oder massigen Kalksteinen mit eingeschalteten Mergelsteinschichten aufgebaut. Die Kalke sind außerdem stark verkarstet. Tropfsteinhöhlen und Karstquellen entstanden in vielen Regionen. Der Blautopf in Blaubeuren ist eine der größten Karstquellen Deutschlands. Feine Kalkpartikel streuen das Licht derart, dass sie das Wasser tiefblau erscheinen lassen. Das Einzugsgebiet des Blautopf ist bis weit auf die Albhochfläche erstreckt und Teil eines großen Karsthöhlensystems.
Das Vorkommen von Thermalwasser bei Bad Urach hingegen ist Folge eines regen Vulkanismus in einem jüngeren Erdzeitalter. Vor 24 bis 5 Millionen Jahren entstanden hier 350 Vulkanschlote mit heute immer noch überdurch-schnitt-lichen Temperaturen im Untergrund. Die Nutzung des Thermalwassers verhalf dem Ort Urach 1983 zum Prädikat "Bad". Der Vulkanismus hat der Schwäbischen Alb mit seinen Maaren einen weiteren Stempel aufgedrückt. Der Kontakt aufsteigender Magmen mit dem Grundwasser führte zu gewaltigen Explosionen mit kraterförmigen Senken und Sprengkesseln. Das prägnanteste Beispiel ist das Randecker Maar, das inzwischen verlandet ist. Aufgrund ihres Erscheinungsbildes wurden Maare in der Vergangenheit immer wieder mit Meteoritenkratern verwechselt. Zeugnisse einer solchen Naturkatastrophe sind bei Nördlingen und Steinheim ebenfalls zu sehen. Mit nur 40 Kilometer Abstand schlugen vor 15 Millionen Jahren zwei Asteroide ein. Die zwei Krater mit einem Durchmesser von bis zu 25 Kilometern lassen die Wucht der Einschläge erahnen.
Weiterführende Links:
Urwelt-Museum Hauff, Holzmaden
Nationaler GeoPark "Schwäbische Alb"
Der Buchtipp:
Huth, T., 2002, Erlebnis Geologie – Streifzüge über und unter Tage
(GeoUnion, 15.08.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)