GeoUnion

Schwefel als "Abfallprodukt"

Stalaktiten: Der Zufall stand Pate

Schwefelaggregat aus der Erdgasaufbereitungsanlage der NEAG (Norddeutsche Erdgas-Aufbereitungs-GmbH) in Voigtei, etwa 60 km nordwestlich von Hannover. © LBEG

Erdöl, Erdgas und Kohle – Deutschland ist reich an Energierohstoffen. Doch ein „Nebenprodukt“ der heimischen Lagerstättenausbeutung ist weit weniger bekannt: Schwefel.

Die klassischen Energierohstoffe Erdöl, Erdgas und Kohle enthalten Schwefel in unterschiedlichen Anteilen und chemischen Verbindungen. So muss beispielsweise das Erdgas erst in großen Aufbereitungsanlagen von der „Verunreinigung“ Schwefelwasserstoff befreit werden, bevor es zum Verbraucher gelangt. Allein bei der Reinigung von Zechstein-Erdgas fällt auf diese Weise jährlich etwa eine Million Tonnen reinster Elementarschwefel an, der vorwiegend ins Ausland exportiert wird.

Das hier gezeigte Schwefelaggregat hat die bizarre Form eines Stalaktits angenommen, wie er klassischerweise aus Kalksteinhöhlen bekannt ist. Dieser Schwefel-„Tropfstein“ entstand aber nicht unterirdisch und in tausenden von Jahren sondern an einer Entnahmestelle in einer Erdgasaufbereitungsanlage. Aufgrund seines niedrigen Schmelzpunktes von nur 115,21 °Celsius wird der Schwefel dort in flüssiger statt in fester Form durch ein Leitungssystem transportiert. An Kontrollstellen entnehmen Wissenschaftler regelmäßig Proben des flüssigen Schwefels, um seine Qualität zu prüfen. Durch den Abkühlungsprozess kristallisiert dieser dann in zum Teil bizarren und zufälligen Formen aus.

Generell sind Erdgase mit hohen Schwefelwasserstoff-Gehalten an karbonatische Speichergesteine wie den Zechstein gebunden. Diese sind mit sulfatischen Evaporiten assoziiert sind und weisen eine Lagerstättentemperaturen von über 125 °Celsius auf. Genau diese Verhältnisse findet man in den niedersächsischen Zechstein-Lagerstätten vor, in denen das Speichergestein (Staßfurt-Karbonat) von Anhydriten (Werra-Anhydrit und Basal-Anhydrit) unter- und überlagert wird. Allgemein wird angenommen, dass sich der Schwefelwasserstoff vor allem durch eine thermochemische Sulfatreduktion, an der Kohlenwasserstoffe direkt oder indirekt beteiligt sind, gebildet hat.

Link:

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) unterhält geowissenschaftliche Sammlungen in Berlin und Hannover und stellt monatlich eines ihrer interessanten Fundstücke im Internet vor: Das Sammlungsobjekt des Monats (BGR)

(BGR, 25.04.2006 – AHE)

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