Alarmierender Schwund: Die Gletscher der Schweizer Alpen haben seit 1931 gut die Hälfte ihres Eisvolumens und 35 Prozent ihrer Fläche verloren. Dies enthüllt eine erste umfassende Rekonstruktion der vergangenen Gletscherausdehnung auf Basis von mehr als 21.000 historischen Photogrammetrie-Aufnahmen. Die Daten zeigen auch, dass der Eisverlust in den letzten Jahren noch einmal rapide zugenommen hat. Allein von 2016 bis heute haben die Gletscher zusätzliche zwölf Prozent verloren.
Weltweit taut nicht nur das Eis der Polargebiete, auch die Berggletscher schmelzen rasant. In nahezu allen Hochgebirgen nimmt das Volumen und die Ausdehnung der Eisfelder ab – selbst auf dem Mount Everest schrumpft der Gipfelgletscher. Einigen Prognosen zufolge könnte das Abtauen von gut einem Drittel aller Berggletscher schon jetzt unumkehrbar sein. Besonders stark vom Klimawandel betroffen sind die Alpen. Sie könnten bis 2100 sogar fast vollständig eisfrei sein.

Blick zurück ins Jahr 1931
Jetzt gibt es eine neue Bestandsaufnahme für die Berggletscher der Schweiz. Sie zeigt erstmals nicht nur die Entwicklung seit Beginn der systematischen Volumenmessungen in den 2000er Jahren, sondern reicht zurück bis in das Jahr 1931. Möglich wurde dies, weil Ingenieure der Landesvermessung zwischen 1916 und 1947 große Teile der Schweizer Alpen in Stereoaufnahmen kartiert und mittels sogenannter Phototheodoliten vermessen haben. Diese auf Glasplatten gespeicherten Aufnahmen deckten rund 86 Prozent der vergletscherten Gebiete ab.
Erik Schytt Mannerfelt von der ETH Zürich und sein Team haben nun mehr als 21.000 dieser historischen Aufnahmen ausgewertet und durch Metadaten aus historischen Feldbüchern ergänzt. Dies ermöglichte es ihnen, die Ausdehnung und das Volumen fast aller Schweizer Alpengletscher im Jahr 1931 zu rekonstruieren. „Kennen wir die Oberfläche eines Gletschers zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, können wir daraus die Volumendifferenz berechnen“, erklärt Schytt Mannerfelt.