Die Ozonschicht der Erde erholt sich allmählich – glücklicherweise. Allerdings könnte das sich schließende antarktische Ozonloch einen unliebsamen Nebeneffekt haben: Es verstärkt die Erwärmung der südlichen Erdhalbkugel und fördert damit den Klimawandel. Das berichten britische Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“.
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Als das antarktische Ozonloch Mitte der 1980er Jahre entdeckt wurde, löste dieses Indiz für die allmähliche Ausdünnung der irdischen Ozonschicht weltweit Besorgnis aus. Denn schwindet diese Schutzschicht gegen die UV-Strahlung der Sonne, nehmen Hautkrebs und andere Schäden zu. Nachdem 1990 ein weitgehendes Verbot der fluorierten Kohlenwasserstoffe (FCKW) beschlossen wurde, erholt sich die Ozonschicht seit Mitte der 1990er Jahre stetig. Das allerdings hat nicht nur positive Folgen, wie jetzt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität von Leeds in England aufdeckt.
Diese analysierten die Entwicklung von Aerosolen und die Wolkenbildung über dem Südpolargebiet mit Hilfe von Modellen und zwei Jahrzehnten an meteorologischen Daten. Dabei zeigte sich, dass das Ozonloch in dieser Zeit als „Wärmebremse“ in der Südhalbkugel gewirkt hat und so den Effekt der globalen Erwärmung hier zumindest zum Teil abpufferte.
Aerosole als „Kühlmittel“
Schlüssel für diese Wirkung sind die starken Winde, die sich im Südsommer unterhalb des Ozonlochs bilden. Sie wirbeln über dem Südpolarmeer große Mengen an Gischt auf, deren Millionen winziger Salzpartikel als Aerosole in die Atmosphäre gelangen. Hier dienen sie als Kondensationskerne für besonders stark reflektierende, helle Wolken. In den letzen zwei Jahrzehnten, so die Ergebnisse der neuen Studie, sind die Sommerwolken über der Südpolarregion tatsächlich heller und stärker reflektierend geworden.
„Diese Wolken wirken wie ein Spiegel für die Sonnenstrahlen, sie reflektieren die Sonnenwärme weg von der Erdoberfläche – und dies in einem Ausmaß, das die Erwärmung durch steigende Treibhausgas-Emissionen im Sommer in dieser Region nahezu aufhebt“, erklärt Ken Carslaw von der Universität Leeds. „Wenn diese Winde abflauen, könnten die steigenden CO2-Emissionen dazu führen, dass sich die Erwärmung der Südhalbkugel beschleunigt, und die Klimaprognosen entsprechend angepasst werden müssen.“
(University of Leeds, 27.01.2010 – NPO)