Das starke Seebeben vor der Küste Sumatras hat zwar keine Tsunami ausgelöst, doch auch so sind das Ausmaß der Zerstörung und die Zahl der Opfer groß. Mehr als 400 Tote wurden bisher gefunden, Tausende liegen jedoch noch unter den Trümmern ihrer Häuser begraben. Die Hilfsorganisationen haben mit der Unterstützung bei der Suche nach den Verschütteten begonnen und stellen technisches Gerät zum Wiederaufbau.
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Besonders betroffen von den Erdstößen der Magnitude 8,7 sind die Inseln Nias und Simeulue vor Sumatras Westküste. Gunungsitoli, die Hauptstadt der Insel Nias, ist bis zu 90 Prozent zerstört. Durch einstürzende Gebäude sind schätzungsweise bis zu 2.000 Menschen unter den Trümmern begraben worden. Aufgrund der unterbrochenen Strom- und Telefonleitungen bleibt das Ausmaß der Verwüstungen aber bislang weiter unklar. Sicher scheint, dass die Hauptfähre, die Sumatra mit Nias verbindet, im Hafen von Gunungsitoli gesunken ist und auch der Flughafen bleibt vorerst unpassierbar.
Massenpanik
Das Beben löste im gesamten indonesischen Raum eine Massenpanik aus. „Um drei Minuten vor Mitternacht hörte ich, wie jemand draußen eine Glocke läutete. Da wusste ich sofort, dass wieder etwas Ernstes los ist“, berichtet Elfi Graml von der Evakuierung nach dem verheerenden Beben an der thailändischen Küste in Khao Lak und fügt hinzu: „Der Schreck gestern war fast größer als am 26. Dezember, weil ich jetzt wusste, was passieren kann.“ Damals hatte ein ähnlich starkes Erdbeben eine große Flutwelle ausgelöst und weite Teile Indonesiens und Thailand verwüstet. Fast 300.000 Menschen fanden den Tod, unzählige wurden verletzt und obdachlos.
Bereits wenige Minuten nach dem nächtlichen Beben vom 28. März gaben die Behörden in Indonesien, Indien, Malaysia, Sri Lanka und Thailand erste Tsunami-Warnungen heraus. Fernseh- und Radiosendungen wurden mit Warnmeldungen unterbrochen und riefen die Bevölkerung zum Verlassen der Küstengebiete auf. Die befürchtete Flutwelle blieb allerdings aus, so dass die Behörden wenige Stunden nach dem Beben die Tsunami-Warnung wieder aufheben konnten.
Malteser leisten erste Hilfe
Für die Opfer des schweren Erdbebens vor der indonesischen Halbinsel Sumatra haben die Malteser als Soforthilfemaßnahme 30.000 Euro für Sachmittel bereitgestellt. Eine erste Lieferung von Decken, Kocher, Kochgeschirr und weiteren Haushaltswaren bringen Malteser Mitarbeiter von Medan auf Sumatra aus noch heute Abend zur am schwersten betroffenen Insel Nias auf den Weg. Ein medizinisches Team der Malteser zur Insel Nias unterwegs, um dort bei der Versorgung der Verletzten zu helfen. Insgesamt elf internationale Mitarbeiter der Malteser sind derzeit in Indonesien für die Opfer des Dezember-Tsunamis im Einsatz und können so vor Ort direkte Hilfe leisten.
Deutsches Spezialgerät in Sri Lanka
Auch Deutschland beteiligt sich mit zahlreichen Hilfsaktionen am Wiederaufbau der betroffenen Regionen. So hat der Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe grünes Licht für die Vermessung der Hafenzufahrten in Sri Lanka gegeben. „Dieses Beben hat uns an die schrecklichen Bilder vom Dezember erinnert und an unsere Verantwortung beim Wiederaufbau der vom Seebeben betroffenen Regionen in Südostasien“, sagte Bundesverkehrsminister Stolpe nach dem erneuten Erdbeben. Der Minister schickt am dringendsten benötigte Geräte zum Vermessen des Meeresbodens nach Südostasien. „Die Seevermessung ist aus Sicherheitsgründen notwendig, um die durch das Seebeben und die Flutwellen veränderten Wassertiefen vor den Küsten neu festzustellen und Hindernisse unter Wasser zu erkennen. Vor allem die Fischerei liegt wegen der unklaren Bedingungen unter Wasser völlig brach“, erklärte Stolpe.
Das deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) unterstützt den Hydrographiedienst Sri Lankas mit Spezialgeräten bei der Vermessung der Ozeane und Hafenzufahrten. „Genaues und zuverlässiges Kartenmaterial ist für die Seefahrt und Fischerei in Südostasien unverzichtbar. Damit unterstützt Deutschland den Wiederaufbau in den Tsunami-Gebieten“, so Stolpe.
Die Prioritätenliste für Projekte der Wiederaufbauhilfe orientiere sich am konkreten Bedarf der Länder. Insbesondere mit dem Ersuchen des Hydrographischen Dienstes von Sri Lanka liege ein solcher vor. Der Gesamtschaden allein im meereskundlichen Bereich wurde dort auf etwa 40 Millionen US-Dollar geschätzt. Durch die Flutwelle wurde die Zentrale der Behörde sowie das srilankische Vermessungsschiff zerstört. Damit wurde auch ein Großteil der Ausrüstung vernichtet, die Deutschland bereits vor acht Jahren gefördert hatte.
(BMV, Help, Malteser Hilfsdienst, dpa, 30.03.2005 – NPO)