Raumfahrt

Sentinel-6: Neuer Meeresbeobachtungs-Satellit gestartet

US-europäischer Radarsatellit wird die Langzeit-Messung der Meeresspiegel weiterführen

Sentinel-6
Der neue Radarsatellit Sentinel-6 wird den Meeresspiegel-Anstieg messen und überwachen. © ESA/ATG medialab

Neues Auge im All: Am Samstag ist der US-europäische Satellit Sentinel-6 in Richtung Erdumlaufbahn gestartet. Er wird aus gut 1.300 Kilometer Höhe die Entwicklung der Meeresspiegel mittels Radar so präzise wie nie zuvor überwachen. Er setzt damit die 1992 begonnene Langzeitaufzeichnung der Meereshöhen fort und soll angesichts des fortschreitenden Klimawandels entscheidende Daten für Klimaforschung, Politik und den Schutz der Küsten liefern.

Durch die Erwärmung der Meere und die zunehmende Eisschmelze steigen die Meeresspiegel weltweit immer schneller an. Allein im 20. Jahrhundert stiegen die Pegel um 14 Zentimeter, zurzeit sind es rund gut vier Millimeter pro Jahr. Dadurch mehren sich Überschwemmungen, einige Inseln könnten schon in 15 Jahren unbewohnbar werden. Schon jetzt plädieren einige Forscher für einen „geordneten Rückzug“ aus den am stärksten gefährdeten Küstenregionen – denn der Küstenschutz wird zunehmend teurer.

Basis all dieser Überlegungen und Maßnahmen aber ist die präzise Messung der Meeresspiegel – und dies geschieht seit 1992 mit Satelliten. Der letzte in dieser Reihe ist der 2016 in Betrieb gegangene US-Satellit Jason-3. Er hat nun durch ein US-europäisches Gemeinschaftsprojekt Gesellschaft bekommen. Copernicus Sentinel-6 wurde von EU-Kommission, ESA, Eumetsat, NASA und NOAA und der französischen Raumfahrtbehörde CNES zusammen konzipiert und gebaut.

Hochpräzise Radarvermessung der Meeresoberfläche

Am Samstag Abend hat eine SpaceX-Rakete den neuen Satelliten zur Meeresspiegel-Vermessung von der Vandenberg Air Base in Kalifornien aus in die Erdumlaufbahn gebracht. Der 1,2 Tonnen schwere und etwa Lieferwagen-große Satellit Sentinel-6 wird die Erde in gut 1.300 Kilometer Höhe umkreisen und mittels Radar die Meereshöhe kartieren. Im Laufe von jeweils zehn Tagen tastet er dabei die Pegel von 95 Prozent der eisfreien Meere ab.

Sentinel-6 nutzt als erster Meereshöhen-Satellit die Technik des sogenannten Synthetic Aperture Radars (SAR), um hochaufgelöste Radar-Höhenmessungen durchzuführen. Das Radar-Altimeter ermittelt die Meereshöhe, indem es die Zeit misst, die die von ihm ausgesendeten Radarpulse zur Meeresoberfläche und zurück benötigen. Ein Mikrowellen-Radiometer misst zudem den Wasserdampfgehalt der Luft, der das Tempo der Radarpulse mitbeeinflusst. Gleichzeitig trägt Sentinel-6 weitere Instrumente an Bord, die atmosphärische Daten sammeln.

Im Tandem um die Erde

Nach ersten Systemtests wird Sentinel-6 in rund einem Monat seine Kurs leicht verändern und in einen Orbit einschwenken, der ihn direkt hinter seinem Vorgänger Jason-3 herfliegen lässt. Im Abstand von 30 Sekunden werden dann beide Satelliten ein Jahr lang den Meeresspiegel parallel vermessen. Jason-3 bleibt dabei zunächst der primäre Messsatellit.

Durch die Kalibrierung der Messungen soll sichergestellt werden, dass die Werte beider Satelliten übereinstimmen. Erst wenn die Kontinuität der Langzeit-Messreihe gewährleistet ist, übernimmt Sentinel-6 die Führungsposition und Jason-3 wird bis zum Ende seiner Missionszeit unterstützende Messungen durchführen.

So misst Sentinel-6 den Meersspiegel.© ESA/ATG medialab

Entscheidende Daten

„Die mit Sentinel 6 gewonnen Daten werden zu der einzigartigen Sammlung von Datenaufzeichnungen der Meeresspiegel beitragen und diese durch eine größere Küstennähe und Messungen von bisher unerreichter Genauigkeit wesentlich verbessern“, sagt EUMETSAT Generaldirektor, Alain Ratier. Zudem werde er die Vorhersage von Wetterextremen wie Hitzewellen, tropischen Wirbelstürme und ungewöhnlich warmen oder kalten Sommern und Wintern verbessern helfen.

„Die Erde verändert sich und dieser Satellit wird uns dabei helfen zu verstehen, auf welche Weise“, ergänzt Karen St. Germain, Leiterin der NASA Erdbeobachtungsabteilung. Der neue Sentinel-6-Satellit ist nach dem NASA-Forscher Michael Freilich benannt. Dieser war lange Zeit Leiter der Geoforschungsabteilung der NASA und eine treibende Kraft der Meeresbeobachtung aus dem All. „Es ist daher sehr passend, dass ein Satellit mit seinem Namen in den nächsten Jahren den Goldstandard der Meeresspiegelmessungen sein wird“, sagt Josef Aschbacher, Leiter des Erdbeobachtungsprogramms der ESA.

Quelle: ESA, NASA, EUMETSAT

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