Ein zehntausend Jahre altes Walskelett sorgt in Schweden für Aufsehen. Denn die im Rahmen eines Autobahnausbaus entdeckten Knochen könnten zum legendären „Swedenborg Wal“ gehören, einer in ihrer Existenz umstrittenen ausgestorbenen Walart. DNA-Analysen sollen nun Aufschluss bringen.
Die Walknochen wurden Mitte April in der Region Strömstad in Schweden entdeckt, als Bauarbeiter das neue Bett für den Ausbau der Europastraße E6 aushoben. Zwischen 15 und 20 Metern lang und fast vollständig erhalten, war das fossile Skelett in einem schützenden Bett aus feinem sauerstofffreien Ton eingebettet. Der Fundort liegt heute 75 Meter über dem Meeresspiegel, war aber zur Lebenszeit des Wals ein vom Meer überfluteter Küstenbereich.
Forscher der Universität Göteborg datierten die Relikte auf ein Alter von rund zehntausend Jahren. Der längste Knochen misst 2,50 Meter und ist Teil des Kieferknochens, auch Wirbel wurden gefunden. Der Zoologe Thomas Dahlgren bestätigte inzwischen, dass es sich in jedem Falle um einen Wal handelt – um welchen allerdings, ist noch unklar. Denn in Größe und Form könnten die Knochen möglicherweise statt zu den vier bekannten Walarten zu einer bisher nur theoretisch postulierten fünften Walart gehören: dem mythischen „Swedenborg-Wal“.
Mythischer Eiszeit-Wal oder nicht?
Der im 18. Jahrhundert vom Wissenschaftler Emmanuel Swedenborg beschriebene Wal soll vom Ende der Eiszeit bis vor rund 8.000 Jahren in der Nordsee existiert haben und anschließend ausgestorben sein. Bisher sind zehn Knochenfunde in Schweden als möglicherweise von einem solchen Wal stammend deklariert worden, allerdings unter Vorbehalt.
Denn es gibt unter Wissenschaftlern auch die Ansicht, dass dieser Swedenborg-Wal niemals existiert hat und die Knochen in Wirklichkeit einer der vier bekannten Arten zuzuordnen sind. Das Problem bei dieser Zuordnung: „Die Artbestimmung bei fossilen Knochen aus dem Untergrund ist kompliziert und fehleranfällig und es gibt keine definitiven Belege dafür, dass dieser Wal tatsächlich existierte“, so Dahlgren. „Genauso könnte es sich hier um einen Mythos handeln.“
DNA-Tests sollen Identität aufklären
Um die Artzugehörigkeit festzustellen, hat Dahlgren DNA-Proben entnommen, die nun analysiert und in Zusammenarbeit mit dem Natural History Museum in London mit anderen Proben verglichen werden sollen. Immerhin weisen die Relikte einige vielversprechende Eigenschaften auf: Zum einen waren sie im Ton gut konserviert, zum anderen wurden in den Ablagerungen weitere Relikte mariner Arten entdeckt, die heute extrem selten sind, damals aber offenbar deutlich häufiger vorkamen.
Noch ist die Identität des Fossils nicht aufgeklärt. Trotzdem wird bereits diskutiert, ob sich das Skelett soweit vervollständigen und rekonstruieren lässt, dass es öffentlich ausgestellt werden kann.
(University of Gothenburg, 09.06.2009 – NPO)