Sensationeller Fund: Im antiken Schiffswrack von Antikythera haben Taucher die Überreste eines Skeletts entdeckt. Die Knochen und der Schädel sind relativ gut erhalten und könnten daher sogar die Chance eröffnen, eine DNA-Analyse durchzuführen. Ihre Ergebnisse könnten klären, woher diese Person stammte – und damit vielleicht auch mehr Licht auf Herkunft und Ziel des antiken Frachters werfen.
Die Antikythera war die „Titanic“ ihrer Zeit: Der vor mehr als 2.000 Jahren in der Ägäis gesunkene Frachter war mehr als 50 Meter lang und damit das größte bisher bekannte Schiffswrack aus der Antike. In ihren Überresten haben Taucher neben dem berühmten und noch immer rätselhaften Mechanismus von Antikythera bereits Marmorstatuen, einen drei Meter langen Bronzespeer, Keramik und sogar die bronzene Armlehne eines Throns entdeckt.
Knochen und ein Schädel
Jetzt jedoch haben die Unterwasser-Archäologen einen ganz besonderen Fund gemacht: Sie entdeckten ein menschliches Skelett im Wrack. Es umfasst beide Oberschenkelknochen, einen Arm, mehrere Rippen und einen nahezu vollständigen Schädel mitsamt Zähnen. Weitere Teile des Skeletts sind wahrscheinlich noch im Meeresgrund verborgen, sie sollen in der nächsten Tauchsaison geborgen werden.
Der Fund des Skeletts ist der wahrscheinlich wichtigste überhaupt in diesem Wrack, meint Brendan Foleys von der Woods Hole Oceanographic Institution. Das Skelett sei eine erste Verbindung zu den Menschen, die an Bord dieses Schiffes segelten und starben, so der Unterwasser-Archäologe.
DNA-Analysen könnten Herkunft klären
Die teilweise von Sediment überdeckten Knochen sind in relativ guten Zustand. „Gegen alle Widrigkeiten haben die Knochen mehr als 2.000 Jahre lang am Meeresgrund überdauert“, sagt Hannes Schroeder vom dänischen Naturkundemuseum in Kopenhagen. Der Experte für alte DNA wird versuchen, Erbgut aus den Knochen zu extrahieren und die DNA zu analysieren.
Durch diese Analysen könnte es möglich werden, mehr über die Herkunft dieser Person und damit auch der Schiffsbesatzung herauszufinden. Bisher ist nur bekannt, dass das Schiff um 65 vor Christus sank. Den Untersuchungen nach bestehen die Schiffsplanken aus Ulmenholz, was für eine römische Bauart des Schiffes sprechen könnte.
Aufgrund seiner reichen Ladung an antiken Luxusgütern vermuten einige Forscher, dass das Schiff Beutegut aus Griechenland nach Rom bringen sollte. Dafür könnte sprechen, dass Taucher einige hundert Meter vom Antikythera-Wrack entfernt ein zweites antikes Schiffswrack entdeckt haben – möglicherweise war es Teil des Konvois.
(Woods Hole Oceanographic Institution, 20.09.2016 – NPO)