Klima

Sommer 2023 ist der heißeste jemals gemessene

Globale Land- und Meerestemperaturen erreichen neue Rekordhöhen

Ozeantemperaturen
Oberflächentemperaturen der Ozeane im August 2023. Gelbe und rote Bereiche zeigen zu warme Temperaturen gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2000 an. © Copernicus Climate Change Service/ECMWF

Klimakrise konkret: Der Sommer 2023 ist der mit Abstand wärmste seit Beginn der Klimaaufzeichnungen – nie zuvor waren Luft und Ozeane in der Zeit von Juni bis August so stark aufgeheizt, wie die Weltwetterorganisation WMO und der europäische Copernicus-Klimadienst berichten. Gleichzeitig hat das Antarktis-Meereis einen neuen Tiefstand erreicht. UN-Generalsekretär António Guterres spricht vom Beginn des „Klima-Kollapses“.

Hitze, sintflutartige Regenfälle, Stürme: Das Jahr 2023 ist in besonderer Weise von Wetterextremen geprägt. Nachdem schon der Winter deutlich zu warm war – auch in Deutschland – folgten im Frühsommer die ersten Hitzewellen. Vor allem der Mittelmeerraum, große Teile Asiens und Nordamerikas erleben seither extrem hohe Temperaturen, seit Juli kommen marine Hitzewellen im Nordatlantik und Mittelmeer dazu, die die Temperaturen weiter in die Höhe treiben.

Sommerrekorde
Monatsmittelwerte der globalen Lufttemperaturen für die 30 wärmsten Sommer der Nordhalbkugel. © C3S/ECMWF

Drei Monate in Folge Rekordwerte

Wie extrem der Sommer 2023 war, bestätigen nun Daten der World Meteorological Organization (WMO) und des europäischen Copernicus-Klimadienstes. Demnach war die Periode Juni bis August 2023 die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Drei Monate in Folge erreichten die Luft- und Meerestemperaturen neue Rekordwerte. Der August 2023 war 1,5 Grad wärmer als der für diesen Monat typische Durchschnitt in präindustrieller Zeit von 1850 bis 1900, wie Copernicus berichtet.

„Die Nordhalbkugel hat gerade einen Sommer der Extreme hinter sich – mit wiederholten Hitzewellen, die verheerende Waldbrände anheizten, der Gesundheit schadeten, den Alltag störten und bleibende Folgen in der Umwelt hinterließen“, sagt WMO-Generaldirektor Petteri Taalas. Aber auch in Australien, Teilen Südamerikas und in der Antarktis gab es überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Insgesamt habe die Erde eine Saison schwelender Hitze erlebt – den wärmsten jemals gemessenen Sommer. „Der Klima-Kollaps hat begonnen“, so Taalas.

Rekordhitze in den Ozeanen – und El Niño kommt erst noch

Rekordwärme herrscht auch in den Ozeanen: Im August lag die mittlere globale Oberflächentemperatur der Meere bei 20,98 Grad – so hoch wie nie zuvor in einem Monat gemessen. „Bemerkenswert ist dabei, dass dies geschieht, bevor wir die vollen Auswirkungen des aktuellen El Niño zu spüren bekommen“, sagt Taalas. Typischerweise erreicht das pazifische Klimaphänomen erst im zweiten Jahr seinen stärksten Effekt.

Hinzu kommt: Selbst im Rekord-El-Niño-Jahr 2016 erreichten die Meerestemperaturen keine so hohen Werte, wie die Meteorologen berichten. Die Lufttemperaturen der ersten acht Monate von 2023 liegen nur noch 0,01 Grad unter dem Wärmerekord von 2016. Damit ist 2023 schon jetzt das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und es bestehen gute Chancen, dass es 2016 noch überholen wird.

Ozeantemperaturen
Tageswerte der globalen Meerestemperaturen der letzten 50 Jahre im Vergleich. © C3S/ECMWF

Antarktis-Meereis auf Rekordtief

Die Überhitzung des Planeten zeigt sich auch im Meereis der Polargebiete: In der Antarktis blieb das Meereis auf einem Rekordtiefstand für diese Jahreszeit. Im August lag die Meereisfläche zwölf Prozent unter dem langjährigen Durchschnittswert für diesen Monat, wie Copernicus berichtet. „Die antarktische Meereisfläche war buchstäblich ‚off the charts'“, sagt Taalas. Besonders niedrig ist die Meereisdichte dabei im nördlichen Rossmeer und den antarktischen Teilen des Indischen und Atlantischen Ozeans. Etwas mehr Meereis als sonst gibt es dagegen im Bereich der Amundsen-Bellingshausensee.

In der Arktis liegt die Meereisfläche zurzeit rund zehn Prozent unter dem langjährigen Mittel für diese Zeit. Noch ist dies aber kein Rekord, denn 2012 war das Meereis im Nordpolargebiet noch stärker dezimiert. Deutlich zu wenig Meereis gibt es den Copernicus-Daten zufolge in den meisten Teilen der zentralen Arktis. Nördlich der vor der Küste Sibiriens liegenden Kara- und Laptevsee hält sich aber ein Streifen mit dichterem, noch überdurchschnittlich intaktem Meereis.

„Klare Konsequenz der Klima-Erwärmung“

Insgesamt sehen sowohl WMO als auch der Copernicus-Klimadienst in diesen Extremen deutliche Signale des Klimawandels. „Was wir hier beobachten, ist eine klare Konsequenz der Erwärmung des Klimasystems“, konstatiert Carlo Buontempo, Leiter des Copernicus-Klimadienstes ECMQF. „Dafür sprechen nicht nur die neuen Extreme, sondern auch die Persistenz dieser rekordträchtigen Bedingungen und die Auswirkungen, die sie auf Menschen und den Planeten haben.“

Quelle: World Meteorological Organization (WMO), Copernicus Climate Change Service

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