Die kleine Eiszeit im Mittelalter wurde offenbar doch nicht durch eine Phase besonders schwacher Sonneneinstrahlung ausgelöst. Das hat ein deutscher Klimaforscher jetzt herausgefunden. Stattdessen hätten vor allem Vulkanausbrüche und niedrige Treibhausgas-Gehalte der Atmosphäre entscheidend zu dieser Phase kühleren Klimas im 16.und 17. Jahrhundert beigetragen, berichtet er im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“. „Der Einfluss von Schwankungen der Sonnenaktivität wird oft überschätzt“, sagt Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Die neue Analyse zeigt dies für die Vergangenheit – und hieraus können wir etwas lernen für die Klimaentwicklung der Zukunft.“
Sonnenflecken sind ein sichtbares Zeichen der Sonnenaktivität. Ist ihre Zahl gering, ist auch die solare Strahlungsintensität messbar niedriger. Im späten 17. Jahrhundert befand sich die Sonne nach einer langsamen Abschwächung der Sonnenaktivität, die um das Jahr 1600 einsetzte, in einer ausgedehnten Ruhephase, dem Maunder-Minimum. Dies wird vielfach als Ursache der als kleine Eiszeit bezeichneten Abkühlung des Erdklimas zu dieser Zeit angesehen.
Widersprüchliche Daten zum Sonneneinfluss
Zwei Anfang des Jahres erschienene Studien haben zwei höchst unterschiedliche Werte für die Sonneneinstrahlung im Maunder-Minimum ermittelt. Die eine kommt zu dem Schluss, die solare Strahlungsintensität sei damals sehr viel geringer als heute gewesen. Die andere hat zum Ergebnis, die Sonnenintensität sei in jener Zeit lediglich genauso gering gewesen wie im außergewöhnlichen Sonnenminimum 2008/2009. Erstmals hat Feulner nun konkret ermittelt, wie sich diese sehr unterschiedlichen Werte für die Sonneneinstrahlung auf die Temperaturen der Nordhalbkugel in den vergangenen 1.000 Jahren auswirken.
Hierfür speiste der Forscher die Daten zur solaren Strahlungsintensität in ein Klimamodell ein, also in ein komplexes Gleichungssystem, das im Computer die wichtigsten Klimaprozesse in den Weltmeeren und in der Atmosphäre simuliert. Es berücksichtigt dabei auch die Treibhausgaskonzentration und den kühlenden Effekt von Schwefelsäuretröpfchen aus Vulkanausbrüchen. Die im Modell berechneten Temperaturen verglich der Forscher dann mit den aus natürlichen Klimaarchiven wie Eisbohrkernen, Baumringen, Sedimenten und Korallen rekonstruierten Temperaturen des letzten Jahrtausends.