{1l}Erdbeeren im Januar, Trauben im März – in den Supermärkten gibt es keine Saisonfrüchte mehr. Dank moderner Transportmittel und ausgefeilter Kühlung gibt es nicht nur exotische Früchte aus fernen Ländern im heimischen Markt zu kaufen, sondern auch frische Sommerfrüchte im Winter. Doch welche Auswirkungen hat dieses Konsumangebot auf Umwelt und Landschaft?
Diese Frage beantwortet eine interaktive CD-ROM, die das Geographische Institut der Universität Hannover jetzt herausgeben hat. Im Rahmen eines Projektes haben Studenten unter der Leitung von Prof. Thomas Mosimann Obstbaulandschaften und den Obstbau in Deutschland untersucht. Außerdem untersuchten sie auch Entwicklung, Probleme und Folgen der Obstproduktion im Mittelmeerraum und gingen der Frage nach wie viel Energie beim Transport von Obst über weite Strecken verbraucht wird. Am Schluss jedes der fünf Kapitel geben Professor Mosimann und die Studenten Anregungen für überlegtes und umweltbewusstes Einkaufen.
Obst und Information für alle
"Mit unserer Dokumentation möchten wir ein breites Publikum erreichen", betont Professor Mosimann. Ob Supermarkt oder Frischmarkt, Käufer können und müssen sich zwischen hiesigem Obst und Früchten aus dem Mittelmeerraum oder sogar Übersee entscheiden. Die CD-ROM zeigt auf, welche Prozesse die Entscheidung am Obststand beeinflusst. Gerade durch diesen breiten Ansatz eignet sich die 70-minütige CD für den Einsatz im Geographieunterricht. Woher kommen die Früchte auf dem heimischen Markt? Wie viel mehr Energie muss aufgewendet werden, um ein Kilo Früchte aus Südamerika zu holen anstatt von heimischen Obstbauern? "Der Konsum von Früchten ist ein sehr umfassendes System, das Auswirkungen hat, die weit über die Anbauflächen hinausgehen", sagt Professor Mosimann. "Zudem verändert sich derzeit viel – das Angebot wird immer größer, neue Liefergebiete kommen dazu und die Ansprüche der Konsumenten steigen."
Obstbau ohne Romantik
Zwei Semester Arbeit haben Studierende in die Präsentation investiert, Exkursionen zu Produktionsstätten gemacht und das Angebot am Beispiel der Stadt Hannover unter die Lupe genommen. "Dabei haben wir gelernt, mit welch großem technischen Aufwand im Mittelmeergebiet Erdbeeren im Winter im produziert werden. Die Folgen für die Landschaft sind vielfältig", sagt Professor Mosimann. Der Obstanbau verändert ganze Landschaften. Im Mittelmeerraum verschwinden immer mehr Täler unter den Folien, die dem Obst die geeigneten Bedingungen verschaffen. Doch nicht nur im Mittelmeerraum sind die Auswirkungen sichtbar: „Rund um den Bodensee setzen Obstbauern seit einigen Jahren verstärkt so genannte Hagelnetze aus Plastik ein. Sie mindern die Wucht des Aufpralls von Hagel und schützen so die Ernte vor Schäden. Doch diese Netze machen die Landschaft nicht attraktiver, und führen zu Konflikten mit dem Tourismus. Und über die Auswirkungen auf Vögel und Insekten ist noch gar nichts bekannt.“, erklärt Professor Mosimann.
Die Dokumentation "Sommerfrüchte im Winter", ISBN-Nr. 3-927053-38-4 ist im Buchhandel oder direkt beim Geographischen Institut der Universität Hannover, Abteilung Physische Geographie und Landschaftsökologie, Schneiderberg 50, 30167 Hannover zu bekommen. Sie kostet 14 Euro.
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(Deutsche Gesellschaft für Geographie, Prof. Dr. Mosimann, 10.02.2004 – Geographisches Institut/ DFG-Forschungszentrum Ozeanränder)