Ein gewaltiger Sonnensturm war die Ursache für das im Frühjahr 2004 aufgetretene riesige Ozonloch. Dies haben jetzt Forscher der Universität Colorado herausgefunden. Damals wurde ein ungewöhnlich hoher Ozon-Abfall in den oberen Stratosphärenschichten über Nordeuropa, Nordamerika, Nordasien und Teilen der Arktis gemessen.
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Cora Randall hat mit einem internationalen Forscherteam dieses Phänomen genauer untersucht. Die Wissenschaftler beobachteten, dass die Konzentration der Gase Stickstoff-Oxid und Stickstoff-Dioxid, zusammen als NOx bezeichnet, in der oberen Stratosphäre im Frühjahr 2004 auf den höchsten Stand seit mindestens zwei Jahrzehnten anstieg. Dies führte zu einer Ozon-Verminderung von bis zu 60 Prozent in einer Höhe von circa 40 Kilometer über den nördlichen Breitengraden der Erde.
„Dieser Abfall war vollkommen unerwartet“, berichtet Randall nun im Fachmagazin Geophysical Research Letters. „Die Resultate zeigen, dass wir daran arbeiten müssen, die Prozesse in der Ozonschicht besser zu verstehen.“
Das Team hat im Rahmen der Studie Daten von sieben verschiedenen Satelliten ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Wetterverhältnisse auf der Sonne als auch in der Stratosphäre für den Ozonabfall verantwortlich sind. Infolge eines massiven Wintertiefdruckgebietes, das Luft über der Arktis festhielt, hatten polare Winde im Februar und März 2004 zugenommen und wurden zu den heftigsten Stürmen seit Beginn der Aufzeichnungen.
Diese erlaubten es den Stickstoffgasen, einfacher in die Stratosphäre einzudringen. Sie hatten sich, so das Team, mindestens 32 Kilometer über der Stratosphäre infolge chemischer Reaktionen, ausgelöst durch energiegeladene Sonnenpartikel, gebildet. Das Team folgert, dass ein Teil des zusätzlichen NOx, das im Frühjahr gemessen wurde, auf einen Sonnensturm Ende Oktober 2003 zurückzuführen ist, der energiereiche Partikel in die Erdatmosphäre schleuderte.
Ozon schützt das Leben auf der Erde vor der gefährlichen ultravioletten Strahlung. Die Ozonschicht in den größeren Höhen über der nördlichen und südlichen Hemisphäre ist in den letzten Jahrzehnten merklich dünner geworden. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich Reaktionen, bei denen Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe und andere Gase eine Rolle spielen.
Wissenschaftler glauben, dass infolge des 1987 in Kraft getretenen Montreal Protokolls, einem internationalen Übereinkommen, das die Produktion und den Gebrauch dieser ozonvernichtender Komponenten einstellt, eine Erholung der Ozonschicht in etwa 50 Jahren möglich ist.
(University of Colorado at Boulder, 02.03.2005 – PJÖ)