Wenn Stadtplaner von großen Parkanlagen in den Metropolen schwärmen, ist der Klimatologe Dieter Scherer von der Technischen Universität Berlin eher skeptisch. Denn wie er nachgewiesen hat, wirkt ein Netzwerk aus großen, aber auch mittleren und kleineren Grünflächen am effektivsten als grüne Klimaanlage einer Großstadt. Verteilen sich kleine Parks über eine Metropole, können sie die warme Luft tropischer Sommernächte viel besser abkühlen als wenige große.
So genannte tropische Nächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt, treten dank des Klimawandels auch in Ländern wie Deutschland immer häufiger auf. Besonders stark trifft es die großen Städte, denn dort heizt die Sommersonne an heißen Tagen den Beton kräftig auf. Während Freiflächen gerade einmal fünf Prozent der von der Sonne eingestrahlten Energie speichern, halten dicht bebaute Städte am Morgen erst einmal die Hälfte der Wärme fest, später sinkt dieser Wert auf 25 bis 30 Prozent. Nachts aber strahlen die Wände die am Tag gespeicherte Energie wieder ab und verhindern so die kräftige Abkühlung nach Sonnenuntergang. „In extremen Situationen sind die Nächte im Stadtzentrum acht Grad wärmer als im Umland“, erklärt Scherer. Großstädte bilden daher Wärmeinseln in der sonst kühleren Nacht.
Parks als Klimaanlage
Solange die Parks und Grünflächen der Stadt genug Wasser haben, wirken sie nachts wie eine Klimaanlage inmitten der Wärmeinsel. Diese Kühle strahlt bestenfalls dreihundert Meter weiter, im Normalfall aber bekommen gerade einmal die hundert Meter entfernten Häuser noch einen kühlenden Wind. Von wenigen großen Parks profitieren in tropischen Nächten daher nur die unmittelbaren Anwohner. Verteilen sich dagegen viele kleine Grünflächen mit wenigstens einem Hektar Größe und damit Fußballplatz-Ausmaß über das Häusermeer, wohnt niemand weit vom nächsten Minipark entfernt, und die Wärmeinsel Stadt kühlt in der Nacht ein wenig besser ab.
Freie Bahn für abkühlenden Wind
Die kühle Parkluft allein bringt aber auch noch keine Abkühlung, wenn sich die Luft nicht bewegen kann: „Blockieren Gebäude den Wind, spürt man von der kühlen Nachtluft in den Grünanlagen wenig“, erklärt Scherer. Die bei Stadtplanern beliebten breiten Frischluftschneisen sind zwar aus Sicht des Klimatologen sehr sinnvoll, bringen aber in solchen Nächten zumindest im flachen Binnenland auch wenig Kühle in die Stadt, weil der Weg vom Umland einfach zu weit ist.
Viel besser sind da eine unterschiedlich hohe Bebauung oder auch viele Parks mit Gruppen von Bäumen und Büschen und vielen Wiesen. Dann stößt der Wind immer wieder auf Hindernisse, Luftwirbel bilden sich nd ziehen auch kühle Luft aus der Höhe in Richtung Boden. So bleibt die Luft in Bewegung und sammelt auch nicht, wie es bei unbewegten Kaltluftinseln oft der Fall ist, Schadstoffe an.
Wenn der Klimawandel die Temperaturen vor allem in der Wärmeinsel Großstadt in Zukunft steigen lässt, wird solche klimaoptimierte Stadtplanung sehr wichtig sein. Dann sollten die Stadtväter aber auch an genügend Wasservorräte denken. Denn die Sommer sollen in Zukunft eher trockener werden, befürchten die Klimaforscher. Und dann könnte das Wasser knapp werden, mit dem in Zeiten der Dürre das Stadtgrün feucht gehalten werden muss. Verdorren aber die Parks, heizen sie sich sogar stärker auf als Beton. Dann könnte die Wärmeinsel Großstadt nachts zur Hitzeinsel werden.
(TU Berlin, 28.08.2007 – NPO)