Der aktuelle Waldschadensbericht 2005 zeigt es: Der Zustand der deutschen Wälder ist weiterhin besorgniserregend. So genannte Stadtwälder sind in diesen Studien allerdings kaum berücksichtigt. Diese Lücke hat jetzt der Geograph Michael Dohlen von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) geschlossen. Wie stark ist die Schadstoffbelastung Bochumer Stadtwälder? Dies hat der Forscher jetzt im Rahmen einer mehrjährigen Studie untersucht. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen sind auch auf andere urbane Wälder im Ruhrgebiet übertragbar.
Kennzeichnend für die städtischen Wälder ist – neben vielen positiven Effekten für die Bevölkerung – die herausragende Bedeutung für die Umwelt. Sie filtern einerseits effektiv die Luft in der Stadt und verbessern damit die Luftqualität deutlich. Andererseits speichern sie auch mehr Schadstoffe als andere städtische Flächennutzungen.
Durch den jahrzehntelangen Eintrag von Schadstoffen – aus der Industrie und dem Kfz-Verkehr – oder durch die Einbringung von Fremdmaterialien können sie aber auch zu einer Belastungsquelle für den tieferen Untergrund oder das Grundwasser werden. Folgen dieser Belastungen sind unter anderem stark versauerte Böden, vertikale Verlagerungsprozesse von Schwermetallen und nicht zuletzt die Waldgesundheit. Insgesamt ist die Beeinflussung mit verschiedenen Schadstoffen in städtischen Wäldern häufig deutlich stärker als außerhalb, weil die Immissionen direkt aus umliegenden Quellen wie Autobahnen stammen.
Drei Bochumer Wälder im Visier
Die Untersuchungsergebnisse von Dohlen zeigen anhand von drei Bochumer Stadtwäldern (Langendreer, Bergen, Werne), wie der Boden durch Depositionen und künstliche Materialien beeinflusst wird. Sie erlauben zudem Aussagen zur Verlagerung einer Vielzahl von (Schad-)Stoffen. Gleichzeitig lassen sich Rückschlüsse zum Zustand und zum Leistungsvermögen der urbanen Wälder treffen. Dazu wurden in der mehrjährigen Studie umfangreiche Messungen im Gelände und im Labor durchgeführt und ausgewertet.
Unterschiedliche Belastungen
Das Fazit von Dohlen in seiner Dissertation lautet: Die Wälder in der Stadt sind in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, auch wenn sie relativ einheitlich und homogen wahrgenommen werden. Sie unterscheiden sich beispielsweise sehr stark beim atmosphärischen Eintrag und beim Elementaustrag aus dem Boden. Die Hauptgründe dafür sind: Alter des Waldes oder beispielsweise Nähe zu Verkehrsachsen.
Dabei zeigte sich beispielsweise die starke Beeinflussung jüngerer Waldbestände, die an Autobahnen stehen und auf Bergbaurückständen wachsen. Im Gegensatz dazu waren die untersuchten Altbestände aktuell weniger stark durch atmosphärische Schwermetalleinträge beeinflusst, hier spielen jedoch die längere Zeit des Eintrags von Depositionen und die starke Bodenversauerung eine wichtigere Rolle für die Stabilität und Gesundheit dieser Wälder.
Erheblicher Forschungsbedarf
Aus den Ergebnissen der Studie leitet Dohlen letztlich ein Schema ab, womit sich potentielle „Problemstandorte“ leicht identifizieren lassen. Zudem lässt sich beurteilen, wo Maßnahmen wie beispielsweise Kalkungen nötig werden könnten – falls die kommunale Finanzlage dies zulässt. Die Studie zeigt außerdem, dass hinsichtlich der Stoffverlagerung in städtischen Ökosystemen noch ein erheblicher Forschungsbedarf besteht.
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 02.02.2006 – DLO)