Methan statt Sonne: Zum ersten Mal haben Forscher sogenannte Stromatolithe am Meeresboden in mehr als 730 Metern Tiefe entdeckt. Die normalerweise von Fotosynthese betreibenden Mikroben produzierten Kalkablagerungen können demnach offenbar auch im Dunkeln entstehen: unter Mithilfe von methanabbauenden Mikroorganismen. Womöglich könnten durch diesen bisher unbekannten Prozess viele fossile Stromatolithe aus dem Präkambrium entstanden sein.
Stromatolithe sind fein geschichtete Gebilde aus Sedimentgestein, die dank der Mithilfe von Mikroben entstehen: Biofilme aus Fotosynthese betreibenden Mikroben verändern durch ihren Stoffwechsel das chemische Gleichgewicht im Wasser und führen zur Fällung von Carbonationen – als Folge bildet sich Kalkstein. Im Laufe der Zeit nehmen die von den Mikroorganismen produzierten Ablagerungen Formen wie Hügel, Säulen oder Knollen an. Fossilien solcher Strukturen gehören zu den ältesten Relikten urzeitlichen Lebens auf der Erde.
In ungeahnter Tiefe
Nach gängiger Lehrmeinung kommen Stromatolithe lediglich in Flachmeeren mit Wassertiefen bis zu zehn Metern vor. Denn nur dort, wo noch Licht durchs Wasser dringt, können die Fotosynthese betreibenden Mikroben ihre Arbeit verrichten und die Kalkablagerungen bilden. Doch ein unerwarteter Fund zeigt nun: Es geht auch anders.
Wissenschaftler um Tobias Himmler von der Universität Bremen haben vor der Küste Pakistans Stromatolithe am Meeresboden in sage und schreibe rund 730 Metern Tiefe entdeckt. Kurzum: in der lichtlosen Tiefsee. Konkret fanden sie domartig aufgewölbte Mikrobenmatten sowie fein laminierte und ebenfalls gewölbte Kalksteinstrukturen, die früher einmal von diesen Matten bedeckt gewesen sein müssen. Wie aber konnten die Gebilde dort wachsen?