Chance für trockene Regionen? Vor der Küste von Malta haben Forscher ein submarines Süßwasservorkommen entdeckt. Eine rund 100 Meter unter dem Meeresgrund liegende Kalksteinformation enthält Süßwasser, das dort seit der letzten Eiszeit konserviert ist. Der Fund dieses Reservoirs legt nahe, dass es auch vor anderen trockenen, von Karbonatgestein geprägten Küsten des Mittelmeeres solche Wasservorkommen geben könnte.
Trinkwasser ist ein knappes Gut – vor allem dort, wo es wenig regnet. Dort hängt die Versorgung von Mensch, Tier und Landwirtschaft oft von ohnehin schon übernutzten Grundwasservorkommen ab. Doch vor allem in Küstenregionen könnte es Abhilfe geben: Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass es vielerorts Süßwasser-Reservoire unter dem Meeresgrund gibt. Diese submarinen Grundwasservorkommen stammen größtenteils noch aus dem Eiszeitalter und entstanden, als der Meeresspiegel deutlich niedriger lag als heute. Entdeckt wurden solche Reservoire unter anderem vor der US-Ostküste, vor Neuseeland und Hawaii.
Anomalie in rund 100 Meer Tiefe
Jetzt hat ein Forschungsteam um Amir Haroon vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel auf vor der Küste von Malta ein solches submarines Süßwasservorkommen entdeckt. „Unsere Entdeckung basiert auf einer ozeanographischen Expedition, die wir im Jahr 2018 durchgeführt haben“, erläutert Haroon. „Wir haben geophysikalische Methoden, sogenannte Reflektionsseismik, kombiniert mit neuartigen elektromagnetischen Verfahren eingesetzt, um diese Vorkommen aufzuspüren.“
In den Messdaten zeigte sich eine Zone anomaler Leitfähigkeitswerte in 100 bis 200 Meter Tiefe unter dem Meeresgrund. Diese stimmt mit einer Kalksteinformation überein, die eine mehr als 60 Meter dicke Schicht in dieser Tiefe bildet, wie das Team berichtet. Die Ergebnisse der Messungen deuten darauf hin, dass sich in den Poren dieser Kalksteinschicht kein Salzwasser, sondern Süßwasser oder Brackwasser befindet. Es handelt sich demnach wahrscheinlich um ein submarines Grundwasservorkommen.