Neue Datierungen mithilfe der 14C—Methode haben das bisher nur geschätzte Alter des Ergrabener Walls im Taunus bestätigt. Danach ist das Steinzeitbauwerk vom Kappellenberg in Hofheim vor 6.000 Jahren entstanden. Damit ist die dortige Siedlung eine der wenigen überhaupt in Deutschland mit sichtbar erhaltener Befestigungsanlage.
In den Sommern 2008 und 2009 haben Wissenschaftler um Professor Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum und der Universität Mainz sowie Udo Recker von der Hessischen Landesarchäologie am heute noch deutlich sichtbaren Nordwall auf dem Kapellenberg in Hofheim archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden sowohl der Hauptwall wie auch der diesem vorgelagerte, flachere Vorwall untersucht.
Artefakte aus der Jungsteinzeit
Bereits 2008 fanden die Forscher bei der Grabung ausschließlich archäologische Gegenstände – so genannte Artefakte – aus der Jungsteinzeit, genauer gesagt aus der Michelsberger Kultur zwischen 4400 und 3500 v. Chr. Auch auf der übrigen Oberfläche des Bergrückens sammelten die Archäologen immer wieder ausschließlich steinzeitliche Gegenstände auf.
Allerdings ist von der Siedlung innerhalb der Befestigung nichts mehr sichtbar erhalten geblieben, da die damaligen Häuser klein und leicht gebaut waren. Die heutigen noch erkennbaren Grabhügel und Reste eines Wachturmes stammen aus dem Endneolithikum und der römischen Zeit.
Altersmessungen bestätigen bisherige Annahmen
Bei den Untersuchungsschnitten quer durch den jungsteinzeitlichen Wall konnten die Archäologen eine Abfolge bei der Errichtung ermitteln. Zunächst wurde nur eine Palisade gebaut, diese dann abgetragen und an der gleichen Stelle der heute noch sichtbare Wall in drei Stadien errichtet. Eine Palisade wurde wahrscheinlich auch im Bereich des Vorwalles gebaut, auch diese wurde dann von einer kleinen Aufschüttung überdeckt.
Mittlerweile liegen die naturwissenschaftlichen Altersmessungen – 14C-Datierungen – aus dem Wall vor. Sie bestätigen nach Angaben der Wissenschaftler die bisherigen Vermutungen bis ins Detail: die Palisade brannte demnach um 4000 v. Chr. ab, der Wall darüber existierte etwa 150 Jahre später. Damit ist der Kapellenberg in Deutschland eine der wenigen steinzeitlichen Siedlungen mit sichtbar erhaltener, 6.000 Jahre alter, Befestigungsanlage.
Weitere Ausgarbungen geplant
Doch die Arbeiten am Ergrabener Wall sind noch längst nicht abgeschlossen. Für die kommenden Jahre sind weitere Untersuchungen durch die Hessische Landesarchäologie und das Römisch-Germanische Zentralmuseum im Bereich der Innenfläche vorgesehen.
(idw – Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) – Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte, 26.01.2010 – DLO)