Abgesackt: Der Untergrund der iranischen Hauptstadt Teheran sackt immer weiter ab. Durch austrocknende Grundwasserbecken ist es in einigen Gebieten im Laufe der vergangenen 15 Jahre zu Absenkungen von mehreren Metern gekommen. Dabei senkten sich die betroffenen Bereiche teilweise mit Geschwindigkeiten von über 25 Zentimetern pro Jahr ab. Die Folgen dieses Prozesses sind vielerorts bereits deutlich sichtbar, wie Forscher berichten.
Ein Großteil des Trinkwassers weltweit stammt aus dem Grundwasser. Doch diese unterirdische Ressource ist endlich: Studien zeigen, dass sich nur sechs Prozent des Grundwasservorkommens regelmäßig regenerieren. Zudem ist schon jetzt ein Drittel der Grundwasser-Reservoire übernutzt. Weil immer mehr Wasser entnommen und gleichzeitig oftmals der Zufluss aus Flüssen durch Staudämme eingeschränkt wird, trocknen die Grundwasserspeicher zunehmend aus.
Verbunden mit dem Rückgang des Grundwasserspiegels ist ein weiterer problematischer Effekt: Dort, wo die Pegel niedriger werden, senkt sich der Boden über den Grundwasserbecken nach und nach ab. In San Francisco gefährdet dieses Phänomen inzwischen sogar den internationalen Flughafen. Auch in Teheran ist seit einiger Zeit eine Absenkung des Untergrunds zu beobachten. Wie groß dieser Effekt ist, haben nun Mahdi Motagh und Mahmud Haghshenas Haghighi vom Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ) in Potsdam untersucht.
Spalten und Risse
Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von vier Radarsatellitensystemen aus den Jahren 2003 bis 2017 aus. Dank einer speziellen Radarinterferometrie-Methode war es ihnen dabei möglich, aus den aufgezeichneten Radarsignalen ein Abbild der Topografie der Erdoberfläche zu erstellen. An welchen Stellen im Großraum Teheran war es im Laufe der Zeit zu Absenkungen gekommen und wie stark hatte sich die Erde dort gesenkt?
Die Auswertungen zeigten: Im Laufe des Untersuchungszeitraums haben sich in der Region drei unterschiedliche Gebiete abgesenkt – und zwar erheblich. Demnach sank der Boden dort mit Geschwindigkeiten von teils über 25 Zentimetern pro Jahr. Insgesamt sackte der Untergrund in den betroffenen Gebieten um mehrere Meter ab. Die Folgen dieses Prozesses sind bereits deutlich sichtbar. So hat die Verformung des Untergrunds Spalten und Risse in vielen Gebäudewänden hinterlassen, wie die Wissenschaftler berichten.
Irreversibel geschädigt
Bei den Analysen offenbarte sich zudem ein weiterer fataler Effekt: Durch die jahrelange Ausbeutung sind die Grundwasserbecken in bestimmten Bereichen irreversibel geschädigt worden. Dem Team zufolge können sie dadurch in Zukunft nicht mehr so viel Wasser speichern wie früher. Mit fundierten Plänen für die Wasserwirtschaft ließe sich die Situation jedoch entschärfen, sagt Motagh: „Für eine nachhaltige Entwicklung können Wissenschaft und Forschung die iranischen Verwaltungen und Regierungen dabei unterstützen, ihre Wasserbewirtschaftungspolitik zu überarbeiten.“
In Zukunft werden er und sein Kollege das untersuchte Gebiet erweitern und die Absenkung des Landes auch außerhalb Teherans mithilfe von Satelliten vermessen. „Solche Daten von Senkungen in großen Gebieten bringen neue Herausforderungen mit sich. Wir entwickeln derzeit Softwaretools, um die riesigen Mengen an Radardaten analysieren zu können“, schließt Haghshenas Haghighi. (Remote Sensing of Environment, 2018; in press)
Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ