Geowissen

Titanic: Wrack des Eiswarner-Schiffs gefunden

SS Mesaba warnte die Titanic rechtzeitig vor Packeis und Eisbergen – vergeblich

Schiffswrack
Multibeam-Sonar-Aufnahme des Wracks der SS Mesaba – des Schiffs, das die Titanic kurz vor ihrer Kollision mit dem Eisberg noch vor dichtem Eis warnte. © Bangor University

Am Abend vor dem Untergang der Titanic sendete ihr das US-Dampfschiff SS Mesaba eine dringende Eiswarnung – die jedoch ignoriert wurde. Jetzt haben Forscher das Wrack der im Ersten Weltkrieg gesunkenen Mesaba entdeckt: Das knapp 150 Meter lange Schiff liegt in zwei Teile zerbrochen inmitten hunderter anderer Wracks am Grund der Irischen See. Irrtümlich für ein anderes Schiff gehalten, wurde seine wahre Identität erst jetzt durch eine hochauflösende Sonarkartierung aufgedeckt.

Am 14. April 1912 geschah das damals Undenkbare: Die RMS Titanic, gefeiert als das modernste und sicherste Passagierschiff ihrer Zeit, kollidierte im Nordatlantik mit einem Eisberg und sank. Rund 1.500 Menschen starben bei ihrem Untergang. Wie es dazu kommen konnte, warum das Eis in jenem Frühjahr so weit nach Süden driftete und weshalb die Titanic so schnell versank, ist teilweise bis heute umstritten. Klar ist allerdings, dass die Kollision mit dem Eisberg vermeidbar gewesen wäre – wenn die Besatzung der Titanic richtig reagiert hätte.

SS Mesaba
Das knapp 150 Meter lange US-Dampfschiff SS Mesaba © State Library of Queensland

Eiswarnungen zuhauf

Eigentlich gab es Warnungen genug: Schon zwei Tage vor der Eisberg-Kollision empfing die Titanic erste Warnungen vor ungewöhnlich weit im Süden gesichteten Packeisfeldern und Eisbergen. Der Kapitän wies daraufhin zwar die Matrosen im Ausguck an, wachsam zu sein, behielt aber seinen Kurs mit unverminderter Geschwindigkeit bei. Am Abend des 14. April 1912 – wenige Stunden vor dem Unglück – traf erneut eine Eiswarnung ein. Sie stammte von dem amerikanischen Passagierschiff SS Mesaba.

„Eis in 42 bis 41°25′ Nord und 50°30′ Länge, sah viel dickes Packeis und eine große Anzahl von großen Eisbergen, auch ein Eisfeld…“ funkte die SS Mesaba um 21:30 Uhr. Zum Zeitpunkt dieser Mitteilung war die Titanic nur noch 80 Kilometer von dieser Position entfernt – das Eisfeld lag genau vor ihr. Doch diese wichtige Warnung erreicht nie die Brücke der Titanic: Der Funker empfängt die Meldung zwar, war aber so mit dem Versenden von Botschaften der Passagiere beschäftigt, dass er zur Seite legte das Unglück nahm seinen Lauf.

Mesaba: 1918 von deutschem U-Boot torpediert

Anders als die Titanic blieb das 1897 gebaute Dampfschiff Mesaba von Eisbergen verschont. Ihr Schicksal ereilte sie erst am 1. September 1918 – kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs. Die Mesaba war zu dieser Zeit als Teil eines Geleitzugs vom englischen Liverpool nach Philadelphia in den USA unterwegs. In der Irischen See, vor der Südostküste Irlands, wurde das knapp 150 Meter lange Schiff vom Torpedo des deutschen U-Boots U-118 getroffen und sank. 20 Seeleute starben, darunter auch der Kapitän.

Trotz ihrer prominenten Rolle im Titanic-Unglück und ihres tragischen Endes konnte das Wrack der SS Mesaba jedoch bisher nicht gefunden werden unter anderem wegen der begrenzten Möglichkeiten, den Meeresgrund in dieser Gegend und die zahlreichen dort liegenden Schiffwracks mit ausreichend hoher Auflösung abzusuchen. „Zuvor konnten wir nur ein paar Orte im Jahr mit Tauchern absuchen, um die dort liegenden Wracks zu identifizieren“, erklärt Innes McCartney von der Bangor University.

Mesaba-Wrack
Das Wrack der SS Mesaba am Grund der Irischen See. © Bangor University

Multibeam-Sonar spürt Mesaba-Wrack auf

Das hat sich jedoch durch ein Schiff mit Multibeam-Sonar geändert. „Die einzigartigen Sonar-Kapazitäten der ‚Prince Madog‘ haben es uns ermöglicht, die Schiffswracks auf relativ günstige Weise zu untersuchen“, sagt Innes. Im Verlauf ihrer Kartierung hat das Projekt 273 Schiffswracks in einem fast 20.000 Quadratkilometer großen Bereich der irischen See aufgespürt. Darunter Frachter, Fischtrawler, Tanker, Passagierschiffe und sogar U-Boote. Etwa die Hälfte dieser Wracks war zuvor unerkannt geblieben oder wurde falsch kategorisiert.

Unter den neu identifizierten Schiffswracks ist auch die SS Mesaba. Ihre Überreste wurden rund 34 Kilometer vor Tusker Rock an der Südostküste Küste Irlands gefunden. Die hochauflösenden Sonaraufnahmen zeigen, dass das Schiff beim Untergang in zwei Teile zerbrochen ist. Sie liegen nun gegeneinander abgeknickt am Grund des Meeres. Der Zustand des Wracks und seiner Umgebung kann nun mehr Aufschluss über ihren Untergang geben.

Quelle: Bangor University

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