Wie Erdplatten sterben: Vor der US-Westküste werden Geologen zurzeit Zeugen beim „Tod“ einer tektonischen Platte. Die ozeanische Juan-de-Fuca-Platte hat bereits ein gewaltiges Loch entwickelt – eine Vorstufe ihres endgültigen Zerbrechens, wie die Forscher berichten. Ursache des nahen Endes ist die Subduktion dieser langen, aber schmalen Platte unter den amerikanischen Kontinent. In einigen Millionen Jahren könnte dieser Prozess die gesamte Juan-de-Fuca-Platte geschluckt haben.
Die Erdkruste ist ein dynamisches System: An den mittelozeanischen Rücken wird ständig neue Kruste gebildet, an den Subduktionszonen der Kontinentränder wird diese ozeanische Kruste in die Tiefe gedrückt und wieder aufgeschmolzen. Gleichzeitig führt die Kontinentdrift aber auch immer wieder dazu, dass Bildungsrücken und Subduktionszonen sich einander annähern. Die zwischen ihnen liegende ozeanische Platte wird dadurch immer kleiner.

Schwund einer Ozeanplatte
„Im Prinzip ist das natürliche Ende einer ozeanischen Platte dann erreicht, wenn der Rücken, der die Krustenplatte bildet, die Subduktionszone erreicht“, erklären William Hawley und Richard Allen von der University of California in Berkeley. „Aber wie dies in der Praxis geschieht und welche geophysikalischen Phänomene damit verknüpft sind, ist bisher kaum verstanden.“ Das liegt auch daran, weil es bisher kaum Beispiele für diesen „Plattentod“ gab.
Jetzt jedoch haben die Geologen eine Platte ausgemacht, die offenbar kurz vor ihrem Ende steht. Es handelt sich um die Juan-de-Fuca-Platte, eine lange, aber schmale Ozeanplatte, die sich vor der US-Westküste von der kanadischen Grenze bis nach Kalifornien erstreckt. Sie ist ein Relikt der einst weit größeren Farallon-Ozeanplatte, die bereits zum größten Teil unter die Nordamerikanische Kontinentplatte subduziert wurde. Auch die Juan-de-Fuca-Platte bewegt sich mit 26 Millimetern pro Jahr auf die Küste zu und wird dort in die Tiefe gedrückt. Schon jetzt ist sie zudem durch Verwerfungen in drei Teile gegliedert.