Wassermangel am Toten Meer: Im Nahen Osten ist der Zugang zu ausreichend Trinkwasser ein anhaltendes Streitthema. Jetzt zeigt eine detaillierte Bilanz des Wasserhaushalts in der Region um das Tote Meer neues Konfliktpotenzial: Auf der jordanischen Seite der Grenze könnten die Trinkwasserressourcen in Zukunft stärker zurückgehen als auf der israelisch-palästinensischen Seite, wie das internationale Forschertam berichtet.
Das Tote Meer ist nicht nur eine der wichtigsten Touristenattraktionen im Nahen Osten: Auf die unterirdischen Wasserressourcen in seinem rund 7.000 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet sind auch mehr als vier Millionen Menschen angewiesen. Das Wasser in diesem Salzsee ist als Trinkwasser natürlich ungeeignet. Staudämme an den Zuflüssen des Toten Meeres halten darum seit den 1960er Jahren Wasser zurück, bevor es als Salzwasser unbrauchbar wird und verloren geht.
Wasser: wiederkehrendes Streitthema
Das klingt zunächst nach einer naheliegenden Lösung – das Wassersystem in der Region ist jedoch leider komplizierter: Durch die Stauseen gelangt weniger Wasser ins Tote Meer, und dessen Wasserspiegel fällt um etwa einen Meter pro Jahr. Mit dem fallenden Wasserstand sinkt auch das Grundwasser: Es strömt nun teilweise unterirdisch ins Tote Meer. In der Folge beginnen Jahrtausende alte Süßwasserquellen im Umland zu versiegen. Den angrenzenden Staaten droht verstärkter Wassermangel – für Israel, Palästina und Jordanien ist die Wasserversorgung ein wiederkehrendes Streitthema.
Das genaue Ausmaß dieser Prozesse, eine exakte Wasserbilanz des Toten Meeres und seiner Umgebung, war bislang unbekannt. Ein Team um Christian Siebert vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle, an dem auch Forscher aus allen drei angrenzenden Staaten beteiligt waren, hat darum genauer untersucht, wie viel Grundwasser dort tatsächlich nutzbar ist, und wie schnell es sich durch Niederschläge regeneriert.