Spannender Fund: Am Toten Meer haben Archäologen eine weitere Höhle entdeckt, die einst Schriftrollen enthielt. Davon zeugen zerbrochenen Tongefäße, Reste von Stoffhüllen, noch unbeschriebenes Pergament und eine Lederkordel, wie sie zum Zusammenhalten von Schriftrollen verwendet wurde. Wahrscheinlich wurde die Höhle bereits vor Jahrzehnten geplündert. Sie belege aber, dass in Qumran noch mehr Entdeckungen warten könnten, sagen die Forscher.
Vor 70 Jahren machten Beduinen einen sensationellen Fund: In einer der vielen Höhlen in der Nähe von Khirbet Qumran am Toten Meer fanden sie Tonkrüge, in denen uralte Schriftrollen aus Pergament und Papyrus lagen. Nähere Untersuchungen ergaben, dass die Rollen und Fragmente aus der Zeit von 250 vor bis 50 nach Christus stammten. Sie enthielten Texte aus der Bibel und Kommentare dazu. Bis heute gelten die Schriftrollen vom Toten Meer als einzigartige Dokumente des jüdischen Glaubenslebens zur Zeit der Urchristen.
Bisher kannte man in Qumran elf Höhlen, in denen Schriftrollen gefunden wurden oder die zumindest noch Reste der Tonkrüge und anderer Schutzhüllen von Rollen enthielten. Einige der Höhlen waren bereits vor ihrer Entdeckung und Erforschung durch Archäologen durch Raubgräber geplündert worden
Tonkrüge, Pergament und Stoffhüllen
Bei Ausgrabungen im Gebiet von Qumran sind nun Oren Gutfeld von der Hebräischen Universität Jerusalem und seine Kollegen auf eine zuvor unbekannte zwölfte Höhle gestoßen. In ihr entdeckten die Archäologen in Nischen entlang der Höhlenwand zahlreiche zerbrochen Tonkrüge, die ebenfalls aus der Zeit des zweiten Tempels von Jerusalem stammten und damit genauso alt waren wie die Tongefäße in den Höhlen mit Schriftrollen.
Spannend auch: Die Forscher fanden am Höhlenboden eine Lederkordel, wie sie früher zum Zusammenbinden von Pergamentrollen genutzt wurde, außerdem ein Stoffstück, das offenbar zum Einwickeln einer Rolle genutzt worden war. Auch Reste von noch unbeschriebenem Pergament wurden in der Höhle entdeckt.
Geplündertes Schriftenversteck
„Mit dieser aufregenden Entdeckung kommen wir dem Fund neuer Schriftrollen so nahe wie seit 60 Jahren nicht mehr“, sagt Gutfeld. „Auch wenn letztlich keine Schriftrolle in der Höhle gefunden wurde, sondern nur ein Pergament, das für das Beschreiben vorbereitet war, belegen unsere Funde ohne Zweifel, dass diese Höhle einst Schriftrollen enthielt – die aber gestohlen worden sind.“
Damit ist klar, dass die berühmten Schriftrollen von Qumran einst in mindestens zwölf Höhlen in dieser Gegend gelagert und verborgen wurden – und möglicherweise sogar in noch mehr. „Die Entdeckung einer weiteren Schriftrollen-Höhle unterstreicht die Tatsache, dass in der Judäischen Wüste noch Funde von großer Bedeutung darauf warten könnten, entdeckt zu werden“, sagt Israel Hasson, Generaldirektor von der Israelischen Antikenbehörde.
(Hebrew University of Jerusalem, 09.02.2017 – NPO)