Ungebremster Anstieg: Die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan haben neue Rekordwerte in der Atmosphäre erreicht. Im Jahr 2018 lag der Jahresdurchschnitt von CO2 bei 407,7 parts per million – so hoch waren die Werte zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren, wie die World Meteorological Organization (WMO) mitteilt. Die jährlichen Wachstumsraten steigen zudem sowohl bei CO2 als auch bei Methan weiterhin nahezu ungebremst.
Immer Ende November/Anfang Dezember veröffentlicht die Weltwetterorganisation WMO die Jahresbilanz der Treibhausgase – und musste in den letzten Jahren immer wieder neue Rekordwerte vermelden. Statt zu stagnieren oder zurückzugehen, beschleunigt sich der Treibhausgasanstieg immer weiter. Seit 2016 liegen die globalen CO2-Werte bereits dauerhaft über 400 ppm und im Juli 2019 wurde erstmals ein Jahreshöchstwert von knapp 415 ppm gemessen.
CO2-Werte wie vor drei bis fünf Millionen Jahren
Jetzt ist die Jahresbilanz für 2018 da – und auch sie fällt wenig positiv aus. Den Messungen zufolge lag der Jahresmittelwert im letzten Jahr erstmals bei 407,8 ppm – wieder ein neuer Höchstwert. Das Treibhausgas Kohlendioxid hat inzwischen 147 Prozent der präindustriellen Werte von 1750 erreicht, so die WMO. Gegenüber 2017 ist der globale CO2-Wert um 2,3 ppm angestiegen – das ist mehr als der bei 2,06 ppm pro Jahr liegende Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
„Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Verlangsamung oder gar eine Abnahme der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre – trotz all der Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens“, berichtet WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass die Erde eine vergleichbare CO2-Konzentration vor drei bis fünf Millionen erlebte. Damals war es zwei bis drei Grad wärmer und der Meeresspiegel lag zehn bis 20 Meter höher.“
Höchstwerte auch bei Methan und Lachgas
Ebenfalls neue Rekordwerte hat das potente Treibhausgas Methan (CH4) erreicht. Seine Konzentration in der Atmosphäre lag 2018 bei 1.869 parts per billion (ppb), wie die WMO berichtet. Damit liegt das Methanniveau um 259 Prozent über dem präindustriellen Wert. Rund 60 Prozent des atmosphärischen Methans stammt aus anthropogenen Quellen, darunter Viehzucht, Reisanbau, die Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse. Auch beim Methan steigen die jährlichen Zunahmeraten weiterhin stetig an.
Ähnlich sieht es beim Lachgas (N2O) aus – einem Treibhausgas mit einer rund 300fach stärkeren Klimawirkung als CO2. Lachgas stammt zu 40 Prozent aus anthropogenen Quellen und auch sein Gehalt in der Atmosphäre hat weiter zugenommen, wie die WMO berichtet. 2018 lagen die Werte bei 331,1 ppb und damit erneut höher als in den beiden Vorjahren. Dies bestätigt eine Mitte November erschienene Studie, die ebenfalls einen immer schnelleren Anstieg der Lachgasemissionen festgestellt hatte.
2019 ist zweitwärmstes Jahr – bis jetzt
Zusammen genommen hat der zunehmende Gehalt an langlebigen Treibhausgasen in der Atmosphäre den globalen Strahlenantrieb – und damit die Treibhauswirkung – um 43 Prozent erhöht, wie die WMO berichtet. 80 Prozent dieser Treibhauswirkung geht auf das Konto des CO2. Zwar absorbieren die Ozeane rund ein Viertel der anthropogenen Treibhausgasemissionen und die Vegetation ein weiteres Viertel. Dennoch bleibt genug übrig, um die Werte in der Atmosphäre jedes Jahr weiter in die Höhe zu treiben.
Die Folgen illustriert der aktuelle Monats- Klimabericht der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Diesem Bericht zufolge war das Jahr 2019 bis Oktober schon das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur das El-Nino-Jahr 2016 war noch ein wenig wärmer. Das arktische Meereis erreichte im Oktober 2019 einen neuen historischen Tiefststand mit nur noch 2,60 Millionen Quadratkilometer Eisfläche.
„Wir stehen vor der Wahl“
„Die Ergebnisse geben eine klare Richtung vor: In dieser entscheidenden Zeit muss die Welt konkrete, schnellere Taten bei den Treibhausgasemissionen liefern“, kommentiert Inger Andersen, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms UNEP. „Wir stehen vor der Wahl: Entweder wir stoßen die notwendigen radikalen Transformationen jetzt an oder wir müssen die Konsequenzen eines radikal vom Klimawandel veränderten Planeten tragen.“
Ähnlich sieht es auch Taalas: „Wir müssen die Verpflichtungen des Pariser Abkommens in Taten umwandeln und ehrgeiziger werden – zum künftigen Wohl der Menschheit.“ Ab dem 2. Dezember findet in Madrid der diesjährige Weltklimagipfel statt. Ob es den Vertretern der Vertragsstaaten gelingen wird, einen Wandel in den Emissionen einzuleiten, darf allerdings bezweifelt werden.
Quelle: WMO, NOAA