Mehr als ein Drittel der Menschen in Entwicklungsländern hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Als einfache Methode zur Wasserentkeimung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO die solare Wasseraufbereitung in PET-Flaschen. Doch unter Alltagsbedingungen scheint das Verfahren nicht vor Durchfallserkrankungen zu schützen. Zu diesem Schluss kommen Forscher, die dessen Wirkung auf die Gesundheit von Dorfbewohnern in Bolivien untersucht haben. Ihre Studie wurde im Fachmagazin „PLoS Medicine“veröffentlicht.
Mehr als ein Drittel der Menschen in Entwicklungsländern hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wegen mangelhafter Wasserqualität und hygienischer Bedingungen sterben jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen, überwiegend Kinder unter fünf Jahren. Investierte man in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich in den Brunnenbau und die kommunale Trinkwasserinfrastruktur, wird heute vor allem die Wasseraufbereitung in den Haushalten propagiert. In ländlichen Gebieten ist dies kostengünstiger und soll zudem das Risiko einer Verunreinigung des Wassers zwischen Quelle und Wohnstätte verringern.
Die solare Trinkwasserentkeimung (Solar Water Disinfection, SODIS) ist eine einfache Methode, um Wasser in tropischen Gebieten an Ort und Stelle zu entkeimen. Dabei wird Wasser in transparente PET-Flaschen gefüllt und an einem sonnigen Ort horizontal platziert. Durch die im Sonnenlicht enthaltene
ultraviolette Strahlung werden unter anderem Durchfallerreger, die zumeist an ein dunkles Darmmilieu angepasst sind, abgetötet. Unter Laborbedingungen funktioniert die Methode ausgezeichnet, doch zurzeit liegen nur wenige gesicherte Erkenntnisse vor, ob sie auch in der Praxis gesundheitsförderlich ist. Dennoch wird SODIS gegenwärtig von der Weltgesundheitsorganisation WHO als effektive Methode empfohlen.
Wie effektiv ist die Entkeimung?
Das mit der Universität Basel assoziierte Schweizerische Tropeninstitut (STI) hat nun in einer groß angelegten Studie gemeinsam mit der Universität von Kalifornien in Berkeley die Akzeptanz und Effizienz der SODIS-Methode unter Alltagsbedingungen in Bolivien untersucht. Die Forscher beauftragen dazu die Nichtregierungsorganisation Project Concern International (PCI), die SODIS-Methode in elf ländlichen Gemeinden zu etablieren.
Während der über einjährigen Kampagne informierte PCI die Bewohnerinnen und Bewohner über die Bedeutung des Trinkwassers für die Gesundheit und schulte sie im Umgang mit der Methode. Die Forscherinnen und Forscher erfassten ein Jahr lang die Gesundheitsdaten von insgesamt 700 Kindern in den Interventionsgemeinden und elf zusätzlichen Kontrollgemeinden.
Kein gesicherter Effekt
Trotz der aufwändigen Kampagne hat durchschnittlich nur etwa ein Drittel der Haushalte in den Interventionsdörfern die SODIS-Methode angewandt. Im Durchschnitt hatten die Kinder in diesen elf Gemeinden3,6 Durchfallepisoden pro Jahr, jene in den elf Kontrollgemeinden litten an 4,3 Episoden. Statistisch war dieser Unterschied nicht signifikant, die Differenz zwischen beiden Gruppen könnte demnach genauso gut auf dem Zufall beruhen. Somit gibt es keinen eindeutigen Hinweis, dass die SODIS-Methode Durchfallerkrankungen wesentlich reduziert.
Nach Ansicht der Forscher verlangen diese Resultate nach einer genaueren Untersuchung, um herauszufinden, welche Faktoren einen gesundheitlichen Effekt begünstigen oder beeinträchtigen und unter welchen Bedingungen eine hohe Akzeptanz und lang anhaltende Anwendung der SODIS-Methode erreicht werden kann.
(Universität Basel, 26.08.2009 – NPO)