Tübinger Archäologen haben bei Grabungen in Troia Teile eines Stadttores und Gräber aus der Bronzezeit freigelegt. Der Verteidigungsgraben, der die spätbronzezeitliche Stadt um 1300 v. Chr. (Troia VI) umschloss, ist nun auf über neunhundert Meter Länge nachgewiesen.
Die Suche nach der bronzezeitlichen Stadtbefestigung gestaltet sich im Südosten des Stadtgebietes besonders schwierig, weil sie hier mehr als drei Meter tief unter dem Schutt der hellenistischen und römischen Stadt Ilion liegt – zu tief für den Einsatz geophysikalischer Prospektionsmethoden.
Trotzdem konnte bereits im Vorjahr erneut ein Stück des Grabens freigelegt werden. Bereits damals waren die Wissenschaftler sicher, dass ein im ausgegrabenen Bereich gefundenes, scheinbares Ende des Grabens nur eine Unterbrechung im Bereich einer Toranlage war. In diesem Jahr gelang es den 44 Forschern und Technikern aus acht Ländern unter Leitung von Professor Ernst Pernicka von der Universität Tübingen die Fortsetzung mit Hilfe von Bohrungen zu orten und anschließend auszugraben.
Gräber aus der Spätbronzezeit entdeckt
Im Torbereich wurden außerdem zwei Gräber aus der Spätbronzezeit entdeckt. Dies ist nach Angaben der Archäologen ein bedeutender Fund, weil die Friedhöfe Troias mit Ausnahme eines kleinen Gräberfelds bisher noch nicht bekannt sind. Es ist noch nicht klar, ob die Gräber älter oder jünger als der Graben sind. Von den Skeletten wurden daher Proben zur Datierung mit der Radiokarbonmethode entnommen.
Über und neben dem am Ende von Troia VI zugeschütteten Graben fanden die Wissenschaftler bronzezeitliche Schichten und ein Mauerstück. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die damals schon etwa dreißig Hektar große Stadt in der Folgezeit – Troia VII, 1300-1180 v. Chr. – noch über dieses Gebiet hinaus wuchs.
Neue Ausgrabungen im nächsten Jahr?
Überraschend war für die Archäologen, dass auch ein fast vollständiges Keramikgefäß und andere Funde aus Troia VIIb (1180-950 v. Chr.) geborgen werden konnten. Funde aus dieser Spätzeit waren so weit entfernt von der Burg bisher nicht bekannt.
Die neuen Ergebnisse legen es nahe, die Ausgrabungen im nächsten Jahr fortzusetzen. Die Torsituation muss nach Angaben der Wissenschaftler vollständig erfasst werden, sie wollen aber auch die genaue zeitliche Abfolge der Besiedlung klären und überprüfen, ob in der Nähe weitere Gräber liegen. Die Finanzierung dieser Arbeiten ist allerdings noch nicht gesichert.
(idw – Universität Tübingen, 25.09.2009 – DLO)