Vom Hurrikan zur Sintflut: Nach Tropensturm Harvey steht der texanischen Millionenstadt Houston das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Tausende Menschen mussten von Dächern oder aus Häusern gerettet werden, 80.000 Menschen sind ohne Strom, Flughäfen und Schulen sind geschlossen. „Dieses Ereignis ist beispiellos und jenseits von allem, was wir jemals erlebt haben“, twitterte der US National Weather Service am Sonntag früh. Doch ein Ende ist vorerst nicht abzusehen.
Es war eine Katastrophe mit Ankündigung: Bereits Ende letzter Woche warnten die US-Wetterbehörden: Hurrikan Harvey, der vom Golf von Mexiko in Richtung Texas zog, könnte der stärkste Wirbelsturm werden, der seit 50 Jahren die texanische Küste erreicht. Menschen in den Küstenregionen wurde geraten, die Region zu verlassen. Erwartet wurden Sturmfluten, aber auch Überschwemmungen durch die sintflutartigen Regenfälle des Hurrikans.
Ein „beispielloses Ereignis“
Und genau so kam es: Zwar schwächte sich die Windgeschwindigkeit des Hurrikans so weit ab, dass er nun nur noch als tropischer Sturm gilt. Dafür jedoch hat Harvey gewaltige Wassermassen über Texas abregnen lassen – und tut es immer noch. Bereits bis Sonntag fielen in Houston bis zu einem Meter Niederschlag, die Straßen stehen teilweise brusthoch unter Wasser.
In 54 texanischen Counties wurde der Notstand ausgerufen, der Gouverneur des Bundesstaats rief die Nationalgarde um Hilfe. Allein Houston setzten Polizei und Rettungskräfte mehr als 600 Boote, sowie Helikopter ein, um mehr als tausend Menschen von Dächern und aus gefährdeten Häusern im überschwemmten Teil der Millionenmetropole zu retten. Rund 6.000 weitere sollen noch immer auf Rettung warten. In Houston, aber auch anderen betroffenen Gebieten ist großflächig der Strom ausgefallen, Flughäfen und Schulen sind geschlossen.
Ein „beispielloses Ereignis“
Das Ausmaß der Regenfälle durch den Tropensturm setzte selbst die Meteorologen in Erstaunen. Der US National Weather Service am Sonntag früh: „Dieses Ereignis ist beispiellos und jenseits von allem, was wir jemals erlebt haben.“ Brock Long, Leiter der US-Katastrophenbehörde FEMA, nannte Harvey ein „historisches Ereignisse“ und prognostizierte, dass Texas Jahre benötigen werde, um sich von den Schäden zu erholen.
Einige Experten schätzen bereits, dass Harvey ebenso großen Schaden verursachen könnte wie Hurrikan Katrina im Jahr 2005. Besondere Probleme bereitet Harvey der US-Ölindustrie: Fast die Hälfte der Raffinerien und viele Ölförderanlagen liegen in Texas. Viele Anlagen mussten wegen des Sturms stillgelegt werden, Ölplattformen im Golf wurden evakuiert.
Der Starkregen hält weiter an
Doch die Katastrophe ist noch nicht vorüber: Tropensturm Harvey bewegt sich nur langsam und ist bisher kaum schwächer geworden. Meteorologen befürchten sogar, dass er wieder zur Küste zurückwandern ziehen könnte. Dort, über dem Wasser des Golfs von Mexiko, könnte er weitere feuchte Luft aufnehmen und so wieder an Intensität gewinnen.
Der Starkregen durch Harvey könnte nach Vorhersagen der US-Wetterdienste noch bis zum Ende der Woche anhalten. Mancherorts könnte dadurch noch einmal bis zu einem 125 Zentimeter Niederschlag dazukommen. Harvey erreicht damit Rekordwerte: So viel Regen ist in Texas noch nie bei einem einzigen Sturm gefallen. In Houston soll nun das Wasser aus zwei Reservoiren der Stadt abgelassen werden, um die innstädtischen Kanäle und Wasserwege zu entlasten.
(FEMA, NWS, NOAA, 28.08.2017 – NPO)