Ausgedorrte buschartige Savannen, wo einst mächtige Bäume standen. So könnte die Zukunft der Regenwälder aussehen, wenn die globale Erwärmung anhält und die Niederschlagsmenge abnimmt, die die Wälder während der Regenzeit mit lebenswichtigem Wasser versorgt. Das haben Forscher vom Woods Hole Institut nach Auswertung eines großflächig angelegten Versuchsprojekts herausgefunden, dessen erste Phase jetzt abgeschlossen ist.
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„In einem über vier Jahre angelegten Experiment haben die Wissenschaftler ein ein Hektar großes Areal im brasilianischen Regenwald während der Regenzeit so abgedeckt, dass kein Wasser durchdringen konnte. Im Anschluss verglichen sie das Versuchsgebiet mit einem gleich großen Kontrollgebiet.
Der Wald hat dabei zunächst einmal ein überraschendes Durchhaltevermögen gegenüber der Trockenheit gezeigt. Als die natürliche im Boden gestaute Feuchtigkeit aufgebraucht war, bedienten sich die Bäume einfach aus tieferen Bodenschichten mithilfe ihres weitreichenden Wurzelsystems. Gegen Ende der „Trockenperiode“ holten einige Bäume sich ihr Wasser aus bis zu zwölf Meter Tiefe.
Eigentlich hatten die Forscher vermutet, dass die Bäume mit den typischen Signalen auf Trockenstress antworten würden und ihre Blätter verlieren. Stattdessen beobachteten sie eine Abnahme des Dickenwachstums. Viele kleinere Bäume mit einem Umfang von zehn bis 25 Zentimetern hörten gegen Ende der Trockensaison im ersten Jahr einfach auf zu wachsen. Die Bäume reduzierten ihren eigenen Wasserverlust, indem sie die Spaltöffnungen in ihren Blättern schlossen und produzierten weniger Holz infolge herabgesetzter Photosyntheseraten. Das hat natürlich verheerende Auswirkungen auf einen Klimawandel, weil die CO2-Menge, die normalerweise von den Bäumen absorbiert wird, ebenfalls dramatisch sinkt.
Bäume mit riesigem Kronendach anfälliger
Weiter beobachteten die Forscher, dass Bäume mit einem riesigen Kronendach wesentlich anfälliger für Trockenheit sind als erwartet. Diese etwa 40 bis 45 Meter hohen Riesen, die Jahrhunderte gebraucht haben, um die Höhe zu erlangen, sterben langsam ab, sobald die Feuchtigkeit im Boden versiegt ist. Das bedeutet, dass aus dem einst stolzen Regenwald ein kleinerer, verkümmerter Wald werden könnte.
Hier sehen die Forscher die nächste Gefahr lauern, denn so ein Wald, der keine geschlossene Baumkrone mehr hat, ist anfälliger für Feuer. Folglich kann Trockenheit in Verbindung mit Feuer die dichten Regenwälder in buschige Steppen verwandeln. Die Menge an Kohlenstoff, die dabei in die Atmosphäre entlassen wird, entspricht etwa der heutigen weltweiten Kohlenstoff-Emission über mehrere Jahre. All dies kann den Klimawechsel beschleunigen und stellt eine große Bedrohung für die einzigartige Vielfalt von Tieren und Pflanzen dar, die im tropischen Regenwald beheimatet ist.
Daniel C. Nepstad, einer der führenden Wissenschaftler in Woods Hole sieht nun mit Spannung der zweiten Phase des Regenwald-Experiments entgegen, in der untersucht wird, ob und inwieweit der Wald in der Lage ist, sich von der extremen Austrocknung zu erholen.
(Woods Hole Research Center, 23.03.2005 – PJÖ)