Der Tsunami, der im Dezember weite Teile Südostasiens verwüstete, hat auch auf dem Meeresboden, seinem Ursprungsort, deutliche Spuren hinterlassen. Dies ist auf dreidimensionalen hydrographischen Bildern des Meeresbodens zu erkennen, die vom Marineschiff HMS Scott 150 Kilometer vor der Küste Sumatras aufgenommen wurden und jetzt veröffentlicht worden sind.
Nach Ansicht der am Projekt beteiligten Wissenschaftler des Britischen Geologischen Survey könnten die Aufnahmen bei der Entwicklung sinnvoller Tsunami-Frühwarnsysteme helfen. „Hier sind Strukturen, die aussehen wie der Grand Canyon unter Wasser“, erklärt Tim Henstock, einer der Wissenschaftler an Bord der Scott gegenüber der BBC. „Man kann große Haufen von Schlamm, vielleicht ein paar hundert Meter dick sehen, es gibt jede Menge Beweise für Aktivität an der Subduktionszone.“
Die Aufnahmen zeigen die Grenze zwischen der Indischen und der Burmesischen tektonischen Platte – eine Region, die auch als Sundabogen bekannt ist. Die Wassertiefe beträgt hier zwischen 200 und 5.000 Metern. Mithilfe eines hochauflösenden Multistrahl-Sonars haben die Instrumente der Scott die Strukturen des Seebodens kartiert. Einige der Aufnahmen zeigen Erdrutsche, die bis zu hundert Meter hoch und zwei Kilometer lang sind.
Die flache Indische Platte erscheint in den Aufnahmen zunächst violett, dann aber blau, wo sie unter die Burmesische Platte hinabgedrückt wird. Die durch diesen Prozess aufgefalteten Oberflächengesteine erschienen in gelb und grün. Wissenschaftler vermuten, dass der Tsunami ausgelöst wurde, als sich die Indische Platte bei ihrem Abstieg verhakte, sich aufbäumte und so das aufliegende Gestein plötzlich in die Höhe schnellen ließ.