Paläontologie

Tyrannosaurus: Schwanz gab ihm Schubkraft

Schwanzmuskulatur in bisherigen Modellen um bis zu 45 Prozent unterschätzt

Tyrannosaurus rex © Nobu Tamura / CC-by-sa 3.0

Der Schwanz des Tyrannosaurus rex war wahrscheinlich deutlich dicker und muskulöser als bisher angenommen, das zeigte eine neue digitale Rekonstruktion, basierend auf anatomischen Vergleichsmessungen von heutigen Reptilien mit fossilen Skeletten des Dinosauriers. Die besonders starken Schwanzmuskeln verliehen der fleischfressenden Riesenechse erst die nötige Schubkraft, um den tonnenschweren Körper vorwärts zu katapultieren.

Der Schwanz des Tyrannosaurus rex und seiner Verwandten ist vermutlich der Körperteil, über den wir am wenigsten wissen. Zwar zeigen die erhaltenen Wirbelknochen seine Länge, sie verraten aber nicht, wie muskulös und damit auch dick er war. Früher lange Zeit als Anhängsel, als reines Gegengewicht zum mächtigen Schädel interpretiert, kristallisiert sich inzwischen aber immer stärker eine sehr viel aktivere Rolle des Schwanzes heraus. Entscheidende Informationen darüber hat jetzt auch eine Studie von Scott Persons von der Universität von Alberta geliefert.

Schwanzmuskel lieferte entscheidenden Schub beim Laufen

Der Paläontologe untersuchte dafür die Muskulatur und Anatomie von Hüftbereich und Schwanz heutiger Reptilien wie dem Krokodil, Komodowaranen oder dem Chamäleon. Dabei stellte er fest, dass bei allen untersuchten Tieren der prominenteste Muskel im Schwanz der so genannte Caudofemoralis-Muskel ist, ein Strang, der an den oberen Enden der Oberschenkelknochen ansetzt und sich in den Schwanz hinein zieht. Er liefert den entscheidenden Impuls für das Zurückziehen der Hinterbeine und damit den kräftigen Vorwärtsschub beim Gehen und Laufen. Beim Krokodil ist dieser Muskel besonders kräftig und bildet einen stark verdickten Bereich direkt hinter der Hüfte.

Wirbelfortsätze ließen Raum für starke Muskeln

Aber wie sah das damals beim Tyrannosaurus rex aus? Da bei den bisher gefundenen Fossilien keine Muskeln erhalten geblieben sind, war Persons hier auf indirekte Belege angewiesen. Einen entscheidenden Hinweis erhielt er durch die für viele theropode Dinosaurier typischen seitlichen Wirbelfortsätze an den ersten Schwanzwirbeln. Bei T. rex und anderen großen Fleischfressern waren sie besonders weit oben angesetzt, so dass sie viel Raum für einen vergrößerten Muskelstrang des Caudofemoralis-Muskels geboten haben könnten.

Tyrannosaurus besaß muskulösen Schwanz © Nojhan / CC-by-sa 3.0

Kraft um 45 Prozent unterschätzt?

Basierend auf den Vermessungen von Fossilien und heutigen Reptilien erstellte Persons eine digitale Rekonstruktion der Schwanzform und -muskulatur des Tyrannosaurus, die eindeutig zeigt, dass der große Fleischfresser einen deutlich kräftigeren und muskulöseren Schwanz besaß als vielfach angenommen. „Entgegen früheren Theorien hatte T.rex mehr als nur Firlefanz im Schwanz“, so Persons. Die Modelle zeigen, dass bisherige Berechnungen die tatsächliche Muskelmasse im Schwanz der Echse um bis zu 45 Prozent unterschätzt haben könnten.

Schnell genug für die Jagd

Nach Ansicht von Persons widerlegt dies auch frühere Hypothesen, nach denen der Tyrannosaurus nicht schnell genug gewesen sein soll, um seine Beute zu erjagen und daher vorwiegend Aas fraß. Stattdessen könnte er durchaus Laufgeschwindigkeiten von bis zu 35 Kilometern pro Stunde erreicht haben – ausreichend, um damit locker die meisten Tiere in seinem Ökosystem zu überrennen. Dieser Wert stimmt gut mit Schätzungen anderer Forscher anhand von Digitalrekonstruktionen überein, die vor kurzem für T.rex Laufgeschwindigkeiten von knapp 30 Stundenkilometern ermittelt hatten.

(University of Alberta, 19.11.2010 – NPO)

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