Viele Teenager leiden unter Wachstumsschmerzen – auch der Tyrannosaurus rex war da möglicherweise keine Ausnahme. Amerikanische Forscher haben jetzt erstmals systematisch untersucht, wie stark und schnell die Riesenechsen während ihrer Entwicklung wuchsen und festgestellt, dass auch er den entscheidenden, sehr schnellen Wachstumsschub in seiner „Pubertät“ durchlebte.
Wie Biologe Gregory Erickson von der Florida State Universität in der Zeitschrift Nature berichtet, legten die Tiere im Alter zwischen 14 und 18 Jahren rund 70 Prozent ihrer endgültigen Masse zu. Er wuchs dabei von einer eine Tonne wiegenden Echse zu einem sechs Tonnen schweren, fleischfressenden Ungetüm mit kaum Fressfeinden heran. Während des Hauptwachstumsschubs nahmen die Tiere vermutlich mehr als zwei Kilogramm pro Tag zu.
Erickson und sein Team ermittelten die Wachstumsraten von T. rex und anderen verwandten Dinosaurierarten, indem sie die Jahresringe in den Knochen der Tiere zählten und gleichzeitig aus dem Umfang des Oberschenkelknochens auf die Körpergröße des Tieres schlossen. Wie bei Bäumen entwickeln auch Dinosaurierknochen jedes Jahr eine neue Schicht, eine Art Jahresring. Während die meisten Dinosaurierknochen hohl sind, konnten die Forscher in den massiven Hüftknochen und einigen Beinknochen die Jahresringe relativ vollständig erfassen.
Nach der Untersuchung der Knochen von 20 verschiedenen T. rex Skeletten eines Alters zwischen zwei und 28 Jahren war klar: Auch der Riesendino machte in seinen Teenagerjahren den entscheidenden Wachstumsschub durch. Damit entspricht seine Wachstumsrate in etwa der des modernen Elefanten. Während der Elefant jedoch mehr als 70 Jahre alt wird, erreichte ein durchschnittlicher T. rex nur das Alter von 30. „Wir wissen, dass T.rex schnell lebte und jung starb“, erklärt Erickson.
Erstmals ist es damit den Wissenschaftlern gelungen, einen klaren Einblick in die Abläufe zu geben, durch die Tyrannosaurus rex sein Wachstum so beschleunigte, dass er innerhalb weniger Jahre zu gewaltigen Ausmaßen heranwuchs – frühere, verwandte Dinosaurierarten wuchsen erheblich langsamer heran. „Fast jedes Kind fragt: ‚Warum sind die Dinosaurier so groß?‘ Das ist eines der großen Rätsel der Paläontologie gewesen“, so Erickson. „Jetzt haben wir den Code für eine Familie von Dinosauriern geknackt, die Tyrannosauridae.“
(Florida State University, 13.08.2004 – NPO)