Umwelt

Überfischung kostet 1,5 Billionen Euro

WWF: Der Raubbau in den Meeren kennt nur Verlierer

Wegen schwindender Fischbestände gehen der globalen Fischerei jährlich mindestens 36,6 Milliarden Euro verloren. Für die vergangenen drei Dekaden summiert sich das wirtschaftliche Minus auf 1,46 Billionen Euro. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Italiens. Dies geht laut dem WWF aus einer von der Weltbank und der UN-Welternährungsorganisation FAO veröffentlichten neuen Studie hervor.

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Die Natur- und Umweltorganisation forderte angesichts der dramatischen Situation durch die Plünderung der Meere ein konsequentes Umsteuern in der Fischereipolitik. „Der Fischerei-Wahnsinn kennt nur Verlierer. Die Ozeane werden leer gefischt. Der Lebensraum Meer wird zerstört. Fischer erleiden herbe wirtschaftliche Verluste oder verlieren ihren Job. Eine Milliarde Menschen bangen um ihre wichtigste Nahrungsquelle. Dieses Drama muss ein Ende haben“, kommentierte WWF-Meeresexperte Stephan Lutter die neuen Zahlen.

Meere 2050 leer gefischt?

77 Prozent der globalen Fischbestände gelten danach als bis an ihre Grenzen befischt oder überfischt. Wird die rücksichtlose Ausbeutung nicht gestoppt, könnten die Meere im Jahr 2050 leer gefischt sein.

Fischer müssen immer mehr Geld aufwenden, längere Strecken zurücklegen und aufwändigere Fanggeräte einsetzen, um ihre Erträge stabil zu halten. Laut FAO und Weltbank gibt es zudem enorme Überkapazitäten – bei gesunden Beständen könnte mit halb soviel Aufwand die gleiche Menge gefangen werden. Jährlich werden etwa 86 Millionen Tonnen Fisch und Meersfrüchte aus den Ozeanen geholt.

Der WWF hatte bereits 2002 für die Kabeljau-Fischerei in Nord- und Ostsee Einkommensverluste von über 415 Millionen Euro pro Jahr berechnet. Denn durch die jahrzehntelange Plünderung sinken die Fangquoten dramatisch.

WWF: System braucht eine Generalüberholung

„Der gesamtwirtschaftliche Schaden rund um den Globus ist noch weitaus größer als von Weltbank und FAO berechnet. Denn die Kosten für die Zerstörung wertvoller Korallenriffe durch Schleppnetze, für Beifänge oder illegale Fischerei sind nicht eingerechnet“, betont WWF-Experte Lutter.

Jährlich werden viele Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere als nutzloser Müll wieder über Bord geworfen – darunter zum Beispiel 250.000 Meeresschildkröten und 300.000 Wale. „Diese unglaubliche Verschwendung hat noch kein Preisschild“, so Lutter.

Weite Teile der Fischindustrie überleben laut WWF nur noch, weil die Politik sie Jahr für Jahr mit über 22 Milliarden Euro Steuergeldern am Leben hält. „Dieses kranke System braucht eine Generalüberholung. Von einer nachhaltigen Fischerei werden alle Beteiligen profitieren – vor allem aber die Meere“, so Lutter. Die EU müsse jetzt beherzt die Reform ihrer bislang gescheiterten Fischereipolitik in Angriff nehmen.

(WWF, 13.10.2008 – DLO)

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